Sperrmüll der Seele

Es ist ein Befreiungsschlag.
Endlich haben wir es als Familie geschafft, Sperrmüll anzumelden. Und Garage und Keller von dem Zeug zu befreien, das wir seit Jahren mitschleppen – teils schon aus unserer vorherigen Wohnung – aber doch nie zum Leben gebraucht haben. Irgendwie habe ich Jahre darauf gewartet: Weniger Zeug, weniger Chaos, weniger Altlasten, die einem ständig im Weg sind und von einer Ecke in die andere geräumt werden.
Als ich gestern Stühle, Teppiche und ein altes Reisebett auf den Bürgersteig gestapelt habe, kam zum Gefühl der Befreiung ein Gefühl des Beobachtetwerdens: Jetzt sehen alle Passanten und Nachbarn, was für ein komisches Zeug wir haben:

Was, sowas habt ihr mal gekauft? Wofür habt ihr das denn gebraucht?

Sie sehen nicht nur was wir haben, sondern auch, was wir wegwerfen wollen:

Was, das wollt ihr wegwerfen? Das kann man doch noch gut verwenden!

Wer Sperrmüll auf die Straße stellt, stellt immer auch die eigenen Maßstäbe und Wertvorstellungen mit in die Öffentlichkeit. Zumindet ein bisschen. Und ich frage mich:
In wie vielen unserer christlicher Kreise, Kirchen und Gemeinden stapeln wir den Sperrmüll unserer Seele heimlich im Keller, damit der Bürgersteig schön ordentlich aussieht? Damit Freunde, Nachbarn, Mitchristen ja nicht mitbekommen, welche Altlasten wir eigentlich mit uns herumschleppen? Wir räumen unsere Sünden und Verletzungen von einer Ecke in die andere – aber sie begleiten uns dennoch irgendwie ein Leben lang und verstopfen unsere Seele.
Hat Jesus seine Nachfolger nicht zur Freiheit berufen? „Wen der Sohn Gottes frei macht, der ist wirklich frei…“ – ist das Freiheit, ständig über altes Zeug im Leben steigen zu müssen?
Was wäre, wenn wir endlich ehrlich mit unseren Altlasten umgehen würden? Wenn wir den Sperrmüll unserer Seele ganz offen auf die Straße stellen und damit sagen: Das hat einmal zu mir gehört. Ich bin nicht stolz darauf. Aber jetzt will ich es loswerden. Es soll keinen Platz mehr in meinem Leben einnehmen. Egal, was die anderen sagen. Ich will in der Freiheit leben, die Jesus von der Jesus gesprochen hat. Und die er versprochen hat.
Es wäre wirklich ein Befreiungsschlag…

0 Antwort
  1. Hallo! Daß man den Sperrmül der Seele entsorgen sollte, da stimme ich zu. Aber es muß nicht immer an die Straße gestellt werden, finde ich. Man kann auch mit seinem Sperrmül angeben, wenn man präsentiert: Schau mal, ich brauch das nicht mehr. Und es passiert nicht selten, daß, wenn man es zu sehr präsentiert hat, auf einmal doch wieder auf die Müllkippe geht, und es wieder ausbuddelt.
    Abgeben heißt für mich, es bei Gott lassen. Und der will es versenken, ins tiefste Meer. Er verlangt nicht, daß wir es vor anderen präsentieren. Zumindest erlebe ich Gott eher diskret und feinfühlig. Er zeigt mir ganz behutsam, wo sich der Müll befindet – und wenn ich ihn dann endlich auch erkenne, darf ich ihn IHM geben … einfach zum Versenken, ohne Präsentation.

  2. Hallo! Daß man den Sperrmül der Seele entsorgen sollte, da stimme ich zu. Aber es muß nicht immer an die Straße gestellt werden, finde ich. Man kann auch mit seinem Sperrmül angeben, wenn man präsentiert: Schau mal, ich brauch das nicht mehr. Und es passiert nicht selten, daß, wenn man es zu sehr präsentiert hat, auf einmal doch wieder auf die Müllkippe geht, und es wieder ausbuddelt.
    Abgeben heißt für mich, es bei Gott lassen. Und der will es versenken, ins tiefste Meer. Er verlangt nicht, daß wir es vor anderen präsentieren. Zumindest erlebe ich Gott eher diskret und feinfühlig. Er zeigt mir ganz behutsam, wo sich der Müll befindet – und wenn ich ihn dann endlich auch erkenne, darf ich ihn IHM geben … einfach zum Versenken, ohne Präsentation.

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