Grund-Gütiger

Ein paar Gedanken zu Psalm 6,5:

Wende dich, HERR, und errette mich, hilf mir um deiner Güte willen!

Ich finde das „um deiner Güte willen“ bemerkenswert. Unscheinbar kommt es daher, fast als hätten wir uns schon zu sehr daran gewöhnt: Gott ist gütig, natürlich, ist doch Kern seiner Stellenbeschreibung, oder nicht?
Gott handeln vor allem aus Güte heraus, um seiner Güte willen:
Dass er sich dem Menschen zuwendet – um seiner Güte willen
Dass er Menschen errettet – um seiner Güte willen
Dass er Menschen hilft – um seiner Güte willen
Nichts davon geschieht, weil der Mensch in Gottes Augen wertvoll, hilfsbereit, tugendhaft oder rettenswert wäre. Alles davon geschieht um Gottes Güte willen. Gottes grundsätzliche Güte ist und bleibt ein Skandal: unverdient und unverstanden. Und ein bisschen frage ich mich auch: Was passiert eigentlich, wenn Menschen Christen werden, dass sie diese Güte Gottes nach und nach für selbstverständlich nehmen? Zucken Christen noch zusammen, wenn sie die Güte Gottes erfahren oder davon reden? Stolpern Christen noch über die Güte Gottes – oder ist sie längst zu einer selbstverständlichen aber blutleeren Floskel geworden, die halt zu Gott passt wie das Gelb zur Post?
Wo ist mir Gottes Güte zuletzt begegnet? Und – provozierend gefragt – wo habe ich Gottes Güte zuletzt als skandalös empfunden?

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