Jesus macht hell

Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. (Epheser 5, 14)
Erleuchtung – das ist ein Wort, über das man leicht stolpert. Erleuchtung – das klingt sehr philosophisch, irgendwie spirituell, ein bisschen esoterisch.
Erleuchtung bedeutet im Kontext des Epheserbriefes: Gott macht es geistlich hell, wo es vorher dunkel war. Aus Nacht wird Tag, aus Schatten wird Licht.
„Dunkelheit“ steht dabei für ein Leben in der Gottesferne. Abgeschnitten von Gott selbst als der Quelle von allem, was die menschliche Seele hell und licht macht. In der Dunkelheit gibt es kaum Orientierung. Kein Handwerker würde im Dunkeln arbeiten, kein Autofahrer in der Dunkelheit ohne Licht fahren, niemand würde Erdbeerpflanzen in die Dunkelheit stellen und erwarten, dass sie Früchte tragen.
Dunkelheit bringt kein Leben hervor – im Gegenteil: Sie verbirgt das, was nicht in Ordnung ist und das, was mein Leben behindert. Dunkelheit verhindert meine Selbsterkenntnis und die Erkenntnis meines Gegenübers.  Mit den Worten des Apostels Paulus: Die Werke der Finsternis sind „unfruchtbar“. Aus der Gottesferne heraus kann nicht das Leben erwachsen, das Gott seinen Menschen so sehr gönnt.
„Licht“ steht für das Leben in Offenheit und Freiheit vor dem Angesichts Gottes. Für ein Leben im Wohlwollen Gottes.  „Lebt als Kinder des Lichts“, schreibt Paulus in Vers 8 – „nehmt das, was Gott euch schenkt und geht damit auf seine Weise und in seiner Kraft um!“ Im Licht können wir arbeiten,  planen, uns begegnen, uns in die Augen schauen. Licht befördert Leben.
Licht kann manchmal auch unbequem und schmerzhaft sein. Es  macht sichtbar, was nicht in Ordnung ist: Die Brüche meines Lebens, die Schuld meines Gewissens, die Verwundungen meiner Seele. Aber im Licht kommen auch die Dinge in Ordnung, die nicht in Ordnung sind. „Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit: Wie viel besser wäre unser Leben, wenn unsere Beziehungen voll damit wären – zum Beispiel in der Familie oder am Arbeitsplatz?
Leben im Licht – das ist auch in christlichen Kirchen und Gemeinden nicht immer und automatisch der Fall. Paulus wirbt bei den Christen in Ephesus darum, vor Gott nichts zurück zu halten:  „Wenn ihr zu Jesus gehört, gehört ihr doch eigentlich zum Licht“, argumentiert Paulus. „Deshalb lebt offen, frei und ehrlich. Geht offen mit dem um, was nicht in Ordnung ist, damit Gott diese Dinge in Licht verwandeln kann, in etwas, das dem Leben dient!“
Das ist der Zusammenhang, in dem Vers 14 steht: Wach auf, der du schläfst, und steht auf von den Toten, so wird Christus dich erleuchten.
„Wach auf, der du schläfst“ –das bedeutet: Es ist doch längst hell geworden. Bleib nicht liegen. Steh auf! Fange an, dem Licht gemäß zu leben, in das dich Jesus Christus doch längst gerufen hat!
„Steh auf den Toten“ – das bedeutet: Wenn ich mich darauf einlasse, kann ich erleben, dass Gott auch aus meinen Fehlern und Niederlagen Gutes wachsen lässt: Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit. Ein Leben, das für die Ziele Gottes unwirksam und unfruchtbar war, wird nun aktiv, wirksam, fruchtbringend. Wer Gott kennen lernt, wer sein Leben mit Jesus verbindet, der steht auf von den Toten, beginnt tatsächlich ein neues Leben.
„Christus wird dich erleuchten“ – es ist Jesus selbst, der mich einlädt und fähig macht, mich auf diesen Weg einzulassen. Er will Licht auch in die dunklen Winkel meiner Seele und meines Lebens bringen, die ich bisher vor ihm zurückhalte.  Sich so auf Jesus einzulassen, ist wie vom Schlaf aufzuwachen. Wie vom Tod aufzustehen. Das ist „Erleuchtung durch Christus“. Sich so auf Jesus einzulassen, bedeutet tatsächlich in dem Licht zu leben, in das Jesus mich gerufen hat.
Und dann passieren Dinge im Leben, die ich mir vorher nie hätte träumen lassen.
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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