Gott ist hier. Jetzt.

Wie würden Sie Beten erklären? Wie würden Sie das jemandem beschreiben, der noch nie in seinem Leben gebetet hat?
Ich finde: Ein guter Vergleich für Beten ist das Atmen. Beten ist für die Seele so überlebenswichtig wie das Atmen für den Körper. Beten besteht aus Reden und Hören – so wie das Atmen aus Einatmen und Ausatmen. Und Beten muss manchmal auch ganz schnell gehen, fast unbewusst, aus der Situation heraus. So wie wir manchmal vor Schreck tief einatmen. So wie es Stoßatmung gibt, gibt es eben auch Stoßgebete.
Stoßgebete sind in der Regel ganz kurz: „Gott, hilf mir! Jetzt ! Hier!“ Haben Sie schon einmal so gebetet? Vielleicht auf dem Behandlungsstuhl in der Zahnarztpraxis? Oder bei einem Streit in der Familie. Oder bei einem Unfall.
„Gott, hilf mir! Jetzt! Hier!“
Antwortet Gott auf Stoßgebete? Woran merkt man das eigentlich? Ich neige dazu, aus der Veränderung meiner Situation abzulesen, ob Gott sich wirklich um mich kümmert. Werden die Umstände nach einem Stoßgebet einfacher, dann hat Gott wohl eingegriffen, Optimismus ist angesagt. Bleiben die Umstände schwierig oder verschlechtern sie sich sogar, dann beschleichen mich Zweifel. Kann und will Gott wirklich helfen? Jetzt? Hier?
Vielleicht geht es Ihnen auch so. Ziemlich sicher sind Sie und ich damit aber nicht alleine. In der Bibel wird von vielen Menschen berichtet, die Stoßgebete gesprochen haben. Und dabei wird sehr realistisch geschildert, wie diese Menschen mit Optimismus und Zweifel umgegangen sind. Auch berühmten Glaubensvorbildern ging es manchmal nicht anders. Elia zum Beispiel – einer der größten Propheten im Alten Testament. In 1. Könige 19 wird beschrieben, wie Elia nur noch ein Stoßgebet beten kann. Und wie er an seiner schwierigen Situation am liebsten verzweifeln möchte.
Und das, nachdem er gerade erst Gottes Macht hautnah miterlebt hatte. Gerade erst hatte er sich mit hunderten heidnischen Baals-Priestern angelegt, ihren Widerstand besiegt, die Mächtigen des Landes mit der Wahrheit Gottes konfrontiert – einer der größten Erfolge, die ein Prophet jemals haben kann.
Aber direkt danach fällt Elia in so etwas wie eine Erschöpfungsdepression. Er wünscht sich sogar zu sterben. Kümmert Gott nicht, wie es ihm geht? In Situationen wie diesen reicht die Kraft nur noch für ein Stoßgebet. „Gott, hilf mir! Jetzt! Hier!“
Und Gott antwortet auf dieses Stoßgebet. Die Bibel beschreibt, wie ein Engel Elia mitten in der Wüste mit Essen versorgt. Elia bekommt das vor Erschöpfung fast nicht mit. Danach passiert es gleich nochmal (1. Könige 19, 7):
Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
Ich glaube, Elia erkennt in dieser Situation zwei Dinge:
Das Erste: Gott hat mein Stoßgebet gehört. Gott nimmt mich wahr und weiß, wie es mir geht. Gott weiß, was ich brauche, kümmert sich auch um die ganz praktischen Dinge: Essen. Jetzt. Hier.
Und zweitens: Gott nimmt mich nicht aus dem Spiel. Auch als berühmter Prophet darf ich schwach sein, ohne dass ich ausgewechselt werde und auf die Ersatzbank muss. Gott spricht von einem „weiten Weg“, den ich noch vor mir habe – das heißt er hat trotz aller Schwierigkeiten noch einen Auftrag für mich, einen Sinn und ein Ziel.
Als die Lage für Elia unerträglich schwierig wurde, erlebte er, wie Gott sich kümmert. Wie Gott Elia anrührte, mit ihm sprach, ihn praktisch versorgte und ihm den nächsten Schritt zeigte.
Was auch immer in der nächsten Zeit vor Ihnen liegen mag – das wünsche ich Ihnen auch.
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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