Gott und der VIP-Eingang

Als unsere Kinder kleiner waren, haben wir einmal das Legoland in Dänemark besucht: Ein riesiger Vergnügungspark mit ganzen Landschaften und Städten, erbaut aus Millionen kleiner bunter Legosteine.
Und wie bei jedem Vergnügungspark gibt es Karussells, Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte, die jedes Kinderherz höher schlagen lassen. Das gilt leider nicht für das Elternherz – denn vor jedem Fahrgeschäft gibt es lange Schlangen. Wartezeiten von bis zu 90 Minuten haben angesichts des quengelnden Nachwuchses mit Vergnügen nicht mehr viel zu tun.
Aber die Parkbetreiber hatten eine Idee, wie sie mit der Wartezeit ihrer Gäste Geld verdienen können: Der VIP-Zugang. Das ist ein Extra-Eingang, an dem man etwas mehr für das Ticket bezahlen muss, und dafür ohne große Wartezeit eingelassen wird. Und es gibt genug Menschen, die bereit sind Geld zu bezahlen, um bevorzugt behandelt zu werden.
Dieses Prinzip finden wir überall in unserer Gesellschaft: Wenn ich mehr Geld habe, kann ich in der Bahn in ruhigeren Abteils fahren, in Flugzeugen die Beine ausstrecken oder im Kino auf wirklich guten Plätzen sitzen. Geld und bevorzugte Behandlung – das gehört meistens zusammen.
Und wie ist das bei Gott? Gibt es im Himmel auch einen VIP-Zugang? Bekomme ich mit Geld einen besseren Platz bei Gott?
Glaube und Geld – das ist ein spannungsgeladenes Thema – und kein einfaches für Gottes Bodenpersonal, eingezwängt zwischen dem Vorwurf, Fromme würden unter dem Deckmantel der Religion Geld scheffeln und dem Vorurteil, Gläubige würden allzu gutgläubig und naiv mit Finanzen umgehen.
Warum ist es so schwierig, zwischen Glaube und Geld den richtigen Weg zu finden?
Jesus hat das seinen Nachfolgern einmal so erklärt: Geld ist nicht nur ein Mittel, sondern auch eine Macht. Jesus verwendet für diese Macht den Begriff „Mammon“- der Name einer heidnischen Gottheit. Für Jesus ist klar: Geld ist ein Götze, der Macht ausübt auf alle, die ihm vertrauen.
Deshalb berühren sich im wahrsten Sinne des Wortes zwei Welten, wenn Christen mit Geld umgehen. Das sorgt für Spannungen – schon von der Zeit der ersten Gemeinden an. Der Apostel Jakobus ermahnt Christen mit einem Brief, alle Menschen ohne Ansehen der Person gleich zu behandeln – mitten in einer Welt, in der Reiche überall zwischen Marktplatz und 40 Politik bevorzugt wurden.
Jakobus wörtlich:
Hat Gott nicht gerade die erwählt, die vor der Welt arm sind? Sie sollen im Glauben reich werden, und und Gott wird sie in seine neue Welt aufnehmen, die er allen zugesagt hat, die ihn lieben. (Jakobus 2,5)
In unserer Welt ist es üblich, Menschen mit Geld zu bevorzugen und die zu benachteiligen, die „vor der Welt arm sind“. Aber bei Gott ist es anders, sagt Jakobus. Und er bezieht sich auf das, was Jesus gelebt und gelehrt hat: Gott beschenkt alle mit einem Zugang zu seiner neuen Welt, die ihn lieben – ohne Ansehen der Person.
Für Jakobus ist klar: Bei Gott gelten keine Geld-Maßstäbe. Weder Armut noch Reichtum machen einen Menschen bei Gott wertvoll. Der Glaube an Gott führt nicht zu materiellem Wohlstand, sondern zur Wirklichkeit, vor Gott unendlich geliebt und deshalb unendlich wertvoll zu sein.
In diesem Sinn lädt Gott jeden Menschen ein, im Glauben reich zu werden – Menschen mit viel Geld und Menschen mit wenig Geld. Gott wird sie ohne Ansehen der Person in seine neue Welt aufnehmen, die er allen zugesagt hat, die ihn lieben. Gott ist jeder Mensch gleich wichtig und gleich wertvoll.
Gottes neue Welt hat keinen VIP-Eingang.
 
 
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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