Glauben ist wie Überholen in der Baustelle

In letzter Zeit bin ich viel mit dem Auto auf Dienstreise unterwegs gewesen. Unzählige Kilometer Autobahn habe ich zurückgelegt – die unvermeidlichen Baustellen inklusive.
Ich finde: Es sind diese Baustellen, die mir am meisten Konzentration beim Fahren abverlangen. Sie wissen schon: Diese Autobahnabschnitte mit den gelben Markierungsstreifen, wo die Lastwagen rechts bleiben müssen und die linke Fahrspur nicht viel breiter ist als ein Auto.
Wenn ich in so einem Baustellenabschnitt einen Lastwagen überholen will, wird es eng – im wahrsten Sinne des Wortes. Nur wenige Zentimeter trennen mich links von der Mittelleitplanke und rechts von dem schweren Vierzigtonner. Hoffentlich hält der seine Spur! Hoffentlich schert er nicht plötzlich nach links aus! Hoffentlich ist die Überholsituation möglichst bald vorbei!
Solche Situationen gibt es nicht nur auf der Autobahn, sondern – im übertragenen Sinn – auch im Leben ganz allgemein. Zeiten, in denen es eng wird und das Leben nicht länger ruhig und gemächlich und gleichmäßig dahin fließt. Zeiten der Krise, in denen ich in der Klemme stecke. In denen mich scheinbar nur Zentimeter trennen von katastrophalen Konsequenzen. Nicht immer sind es äußere Umstände, die mich in solchen Zeiten in die Zange nehmen – manchmal gerate ich auch innerlich in Bedrängnis, durch meine eigenen Fehler und durch Schuld, die mein Gewissen drückt.
Ähnlich wie auf der Autobahn hoffen wir dann: Hoffentlich komme ich durch! Hoffentlich ist die Situation bald vorbei!
Der alttestamentliche König David kannte zwar noch keine Autobahn – aber er kannte solche Engstellen des Lebens. Zeiten, in denen er als Mensch in der Klemme saß, eingezwängt zwischen äußerem Unheil und innerer Schuld, nur Zentimeter entfernt von katastrophalen Konsequenzen. In Psalm 40 wendet sich David mit so einer Lebenserfahrungen in einem Gebet an Gott. Er schreibt:
Von allen Seiten dringt Unheil auf mich ein, meine Sünden haben mich eingeholt es sind so viele, dass ich sie nicht mehr überblicken kann. Sie sind zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf und mein Herz ist ganz verzagt. Herr, mögest du Gefallen daran haben, mich zu retten! Komm mir schnell zu Hilfe, Herr!
David ist eingezwängt, zwischen der Leitplanke des Unheils von außen und der Schuld seiner Sünden von innen. Die Situation wächst ihm über den Kopf, und sein „Herz ist ganz verzagt“, das bedeutet: David verliert den Mut und die Fähigkeit, die Situation zu beherrschen. Schließlich wendet David seien Blick weg von äußerem Unheil und innerer Schuld – und richtet seinen Blick nach oben, zu Gott: „Komm mir schnell zu Hilfe, Herr!“ Für David ist dieser Blickwechsel der Schlüssel, um seine Lebenskrise zu meistern: Der Blick weg von dem, was ihn einengt – und hin zu dem Gott, der ihm helfen kann.
Das ist so ähnlich wie beim Überholmanöver in der Baustelle: Je mehr ich ängstlich auf die Leitplanke oder den Lastwagen schaue, desto gefährlicher wird die Situation. Der sicherste Weg, diese Situation zu meistern, ist der feste Blick nach vorne – nach dort, wo der Ausweg und die Befreiung liegt.
In den schwierigen Zeiten meines Lebens kann mir genau das gleiche passieren wie David: Die Umstände und die Konsequenzen meines eigenen Fehlverhaltens bedrängen mich und wachsen mir über den Kopf. Ich möchte von David lernen, in solchen Zeiten den Blick dorthin zu richten, wo der Ausweg und die Befreiung liegt:
Bei dem Gott, der Gefallen daran hat, mich zu retten.
Bei dem Gott, der mir hilft.
 
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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