Gott ist im Außendienst

Wenn Menschen zusammen leben – sei es in einer Familie, sei es in einem Verein – dann geht das nie ohne Spannungen ab. Verschiedene Vorstellungen prallen da aufeinander, angetrieben von unseren Unterschieden zwischen aktiv und passiv, alt und jung, oben und unten.
So sind wir Menschen. Um trotz aller Unterschiede zusammen zu bleiben, suchen wir dann ein „innen“ und ein „außen“. Innen – das sind die, die zur eigenen Gruppe dazugehören. Die angesagt oder wenigstens geduldet sind. „Außen“ – das sind die anderen. Die, die anders sind. Die, die nicht dazugehören.
Das war schon immer so, auch schon vor 2.000 Jahren.
Damals war Jesus eingeladen auf einer Party. Im Lukasevangelium Kapitel 14 können wir das nachlesen: Ein prominenter leitender Theologe hatte damals eingeladen, und alle Frommen waren gekommen. Um den Tisch drängte sich, was in der örtlichen Synagoge Rang und Namen hatte. Jeder bemühte sich um einen möglichst prominenten Platz. Sie alle freuten sich, dabei zu sein – „innen“ zu sein.
Jesus war auch gekommen, beobachtete das aufmerksam – und ich habe den Eindruck, ihm ging das alles gehörig auf die Nerven. Schließlich erzählt er der versammelten Truppe eine Geschichte, von einem Gastgeber, zu dessen Feier kaum jemand kommen will. Jeder, den er einlud, entschuldigt sich unter fadenscheinigen Vorwänden. Schließlich platzt dem Gastgeber der Kragen, und er weist seinen Diener an:
Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. (Lukas 14,22-23)
Diese Geschichte von Jesus war für die Party eine Provokation. Alle verstehen, ob sie wollen oder nicht: Jesus redet von seinem Vater im Himmel. Jesus macht klar, was für ein Gastgeber Gott ist.
Gott ist keiner, der sich mit seinem Fanclub zurückzieht und hinter verschlossenen Türen innen feiert, während andere draußen bleiben müssen. Nein, Gott ist wie der Gastgeber in der Geschichte, die Jesus erzählt: Gott sucht und lädt ein, wen immer er noch an seinen Tisch holen kann. Gott blickt nach „außen“.
Und weil euer Vater im Himmel so ist, erklärt Jesus den überraschten Partygästen, deshalb sollt auch ihr so sein! Freut euch nicht daran, „innen“ zu sein, zu den angesagten, zu den „richtigen“ Leuten zu gehören – sondern blickt zusammen mit eurem Gott nach „außen“.
Denn Gott ist im Außendienst. Das war auf der Party damals eine Provokation für alle, die sich selbstgefällig für „innen“ halten, aber in Wahrheit mehr Gefallen am Dazugehören haben als daran, dass auch andere in den Genuss der Feier kommen.
Jesu Worte sind für mich bis heute eine Herausforderung. Ich bin überzeugt: Die christliche Gemeinde wurde nicht für die gegründet, die schon „innen“ sind. Sondern für die, die „außen“ sind. Eigentlich ist jeder Christ im Außendienst. Denn Jesus selbst ist es auch.
 
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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