Verlorene Gemeindekinder

Warum kehren manche Teenager, die in einem christlichen Elternhaus großgeworden sind, dem christlichen Glauben den Rücken, sobald sie flügge werden? Klar ist: Es ist wichtig die Überzeugungen der Eltern zu hinterfragen und seine eigenen zu finden, um auch geistlich auf eigenen Beinen stehen zu können. So eine Phase ist vermutlich sehr normal und auch gesund. Aber woran liegt es, wenn Heranwachsende grundsätzlich alles über Bord werfen, was mit einem aktiven Christendasein und Gemeindeleben zu tun hat?
Es mag Fälle von unerträglicher Enge und auch geistlichem Missbrauch geben, sicher. Aber die meisten Eltern sind nicht so. Und für sie ist es eine äußerst schmerzliche Erfahrung, wenn sie sich über viele Jahre in ihre Kinder investiert haben, für sie gebetet und um sie gebangt haben. Wenn sie alles versucht haben, ihren Kindern nicht ihren Glauben überzustülpen und ihn dennoch glaubwürdig vorzuleben – und sich ihre Kinder dann doch vom Glauben abwenden. Niemand für seine Kinder garantieren. Sie treffen irgendwann ihre eigenen Entscheidungen. Das ist in der Theorie gut so – und in der Praxis für manche Eltern eine Zerreißprobe.
Darren Whitehead äußert in einer Predigt bei Willowcreek eine interessante Vermutung: Kann es daran liegen, dass jungen Erwachsene außerhalb ihrer bisher erlebten Gemeindewelt einfach überzeugendere Geschichten begegnen, von denen sie ein Teil sein möchten? Werte, Moral und christliche Gutbürgerlichkeit mögen viel für sich haben – aber daraus webt sich noch keine große Geschichte, deren Teil ich gerne sein will.
Dabei stellt doch die biblische Offenbarung alle Christen in einen großen Zusammenhang, in die große Geschichte Gottes, in den Kampf zwischen Gut und Böse, in die Wiederherstellung einer gefallenen Schöpfung, in die Rettung der Welt. Abenteuerlicher und anziehender geht es doch eigentlich kaum! Wer hat das in ein bloßes Auf-der-Richtigen-Seite-Stehen und Keine-Fehler-machen-bis-man-in-den-Himmel-kommt pervertiert?
Ich frage mich mit Darren Whitehead: Was machen wir in unseren Gemeinden aus der aufregenden Geschichte Gottes und seiner Einladung an uns, ein Teil davon zu werden?

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