Schnelltest: Bist du ein Querulant?

Für Kevin DeYoung ist die Sache klar: „Quarrels don’t just happen. People make them happen“ – zu Deutsch: „Streiterei passiert nicht einfach so. Menschen verursachen Streiterei“. Natürlich gibt es eine reife, gesunde, letztlich konstruktive Streitkultur (und ich würde vermuten, dass man in vielen christlichen Gemeinden und Kirchen zu wenig davon lernt und anwendet).
Aber dann gibt es noch Streiterei, die zu nichts führt, die Menschen nur auseinander bringt, die nur Verwundete auf dem Schlachtfeld zurücklässt aber keine Sieger und schon gar keine Versöhnten, die miteinander um die beste Lösung gerungen haben. Die Bibel drückt es wie gewohnt sehr bildhaft aus:

„Wer Streit anfängt, gleicht dem, der dem Wasser den Damm aufreißt. Lass ab vom Streit, ehe er losbricht!“ (Sprüche 17,14)

Es gibt sie in beinahe jeder Nachbarschaft, in jeder Firma und in jeder Gemeinde – die Streitsüchtigen, die Querulanten, die die dem Wasser den Damm aufreißen. Sie streiten um des Streits willen. Sie erzeugen Spaltung, Parteilichkeit und hohe emotionale Wogen wo vorher alles im Lot war. Sie beschäftigen Gerichte, Wohlmeinende und Hilfsbereite bis zur Grenze des Erträglichen und dann noch ein wenig weiter. Nur: Sie merken selbst nicht, was sie anrichten. Sie sagen ja „nur mal ihre Meinung“. Sie sind ja im Recht. Denn sie wissen nicht, was sie tun.
Bist du etwa einer von ihnen – streitsüchtig, ein Querulant? Macht den Schnelltest – in wie vielen dieser zwölf Punkte findest du dich wieder?

  1. Du unterscheidest nicht zwischen „wichtigen“ und „weniger wichtigen“ Themen.
  2. Du verteidigst jede deiner Meinungen mit der gleichen Leidenschaft.
  3. Du redest schnell und hörst selten zu. Wenn du überhaupt eine Frage stellst, dann um anzuschuldigen oder zu überzeugen – aber nicht um zu lernen.
  4. Du siehst zwischen schwarz und weiß kaum Zwischentöne.
  5. Du ordnest die Motive und Worte deines Gegenübers so negativ wie möglich ein.
  6. Du gestehst dem anderen nicht zu, im Zweifel Recht zu haben.
  7. Du hast keine Meinung, die du nicht auch aussprichst.
  8. Du bist unfähig, Andersdenkenden mit Sympathie zu begegnen.
  9. Dein erster Reflex ist die Kritik – dein letzter die Ermutigung.
  10. Du kennst keine offenen Fragen. Alles passt in dein Raster.
  11. Du ziehst eine gewisse Befriedigung und Sicherheit daraus, wenn andere dich ablehnen oder kritisieren.
  12. Du hast noch nie eine deiner wichtigen Überzeugungen geändert.

Wenn du dich in mehr als drei dieser Fragen wiederfindest, ist es sehr wahrscheinlich, dass du tatsächlich das Potential zum Querulanten hast. Das wäre der richtige Zeitpunkt, mit jemandem darüber zu sprechen, der dich sehr gut kennt (und vor allem zuzuhören – siehe Nr. 3!). Wenn du dich in keiner einzigen dieser Fragen wiederfindest, ist es sehr wahrscheinlich dass du keine gute Eigenwahrnehmung hast. Auch ein Grund, mit jemandem darüber zu sprechen, der dich sehr gut kennt 🙂
Bereit für einen ehrlichen Blick in den Spiegel?

5 Antworten
  1. Rainer

    Ja, ich oute mich als Querulant. Es sind nun einmal die Erfahrungen als Ü 40 mit lauten Nachbarn, launischen Chefs (auch weiblich), sehr direkten KollegInnen und zickigen Mädels, die dann bestimmte eigene Positionen verfestigen. In unserer Familie wurde schon immer viel diskutiert. Die Stillen machen ja auch nicht unbedingt Karrieren. Aber schick mir doch mal eine Frau für eine streitfreie Beziehung. pixelpastor. Mit Rückgabegarantie! Ein Single.

    1. pixelpastor

      Single Ü40, bekennender Querulant, träumt von einer streitfreien Beziehung, Wunsch nach Rückgabefreiheit – das wird schwierig…

  2. Ich bin heute auf einen Streithammel über Ebay gestoßen. Er droht mit Rechtsanwalt, beschimpft und belästigt mich jetzt pausenlos. Ich hab eine gebrauchte Nähmaschine verkauft (Privatverkauf, keine Rückgabe laut AGB) und er hat ohne die Anleitung zu lesen drauf los genäht.
    Ich persönlich diskutier auf so einem Niveau nicht mehr und lass ihn ausrauchen. Notfalls schick ich seinem RA ein psychologisches Gutachten für die Geschlossene.

  3. Ronja Räubertochter

    Ich habe einen Menschen mit diagnostizierter querulatorischer Persönlichkeitsstörung in unserer Pflegeeinrichtung kennen gelernt. Es ist zum verzweifeln. Und diesem armen, hochgradig pflegebedürftigen Menschen nicht zu helfen. Von den emotionalen Verletzungen den Pflegekräften gegenüber ganz abgesehen. Ich arbeite als Qualitätsbeauftragte und war am Aufnahmeprozess intensiv beteiligt. Ich habe mir die größte Mühe gegeben die Wünsche des Betroffenen zu erfassen und einen gemeinsamen Plan zu entwerfen wie die pflegerische Unterstützung ablaufen soll. Es wird seit Wochen keine Hilfe akzeptiert mit der Aussage wir wären alle unfähig. Nun ist es so das dieser Mensch ein große Wunde hat die seit 5 Wochen nicht versorgt wurde, weder von der Pflege, noch vom Wundexperten. Es hilft auch nicht darauf hinzuweisen das eine Blutvergiftung sehr wahrscheinlich ist. Er hat sich schriftlich schon überall beschwert, es war sogar schon die Polizei da. Selbst mit den Polizeibeamten hat er sofort gestritten und diese beleidigt das sie nach wenigen Minuten aus dem Zimmer raus sind. Es war eine Richterin vom Betreuungsgericht da, auch sie ging ohne etwas bewirkt zu haben. Ich bin an dem Punkt, das ich es für absolut unmöglich halte, einem Menschen der querulatorische Verhaltensweisen in so ausgeprägter Form hat, überhaupt helfen zu können.
    Im Übrigen, alle die oben genannte Fragen treffen auf ihn zu.
    Ich schreibe das, weil ich darauf aufmerksam machen will, das unter Umständen der Zeitpunkt kommt an dem wir evtl. alle auf Hilfe von anderen angewiesen sind. In Zeiten der Selbständigkeit sollte jeder, der sich in dieser Thematik wieder findet psychologische oder gar psychiatrische Hilfe holen, bevor der Schlaganfall, der Unfall oder ein anderer Schicksalsschlag zu Pflegebedürftigkeit führt. Denn wir müssen jetzt zusehen wie dieser Mensch aufgrund fehlender Wundversorgung, fehlender Hygiene und vielem mehr buchstäblich (fluchend, schimpfend, beleidigend, diskriminierend, verletzend, streitend, beschwerend und einfach nur ätzend) zugrunde geht.

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