Dafür, dagegen oder dazwischen?

„Früher war alles besser“ oder „es kann nur besser werden“? Es gibt mehr als diese zwei Haltungen in Veränderungsprozessen, vermutlich so viele, wie es Menschen in einem Team gibt. Sobald jemand eine Veränderung in einem Team ankündigt, gibt es bei den Teammitgliedern Spontanreaktionen: Grundmuster, in denen wir auf die anstehende Veränderung reagieren. Die Teammitglieder lassen sich in verschiedene Grade von „dafür“, „dagegen“ oder „dazwischen“ aufteilen.
Meist kommt dabei eine Häufigkeitsverteilung heraus, die z.B. Geoffrey A. Moore in seinem Buch „Dealing with Darwin“ im Fall technischer Innovationen so darstellt:

Je nach Grundmuster der persönlichen Reaktion auf anstehende Veränderungen unterscheidet Moore zwischen…

  • Technikfans – Sagen zu allem erstmal „Ja“ und probieren gerne neue Dinge aus
  • Visionäre – Lassen sich gerne schneller als Mehrheit auf Veränderungen ein
  • Pragmatiker – Machen mit, wenn es die meisten anderen auch tun
  • Bewahrer – Bleiben lieber erstmal bei dem, was sich bewährt hat
  • Skeptiker – Sagen zu allem erstmal „Nein“

Die Begriffe mögen eher auf technische Erfindungen passen – die Grundmuster gegenüber Veränderungen und ihre Häufigkeitsverteilung in Teams dürften beinahe universell sein. Wer ein Team von Mitarbeitern in einer Organisation, einer Gemeinde, einer Firma, einem Sportverein oder wo auch immer leitet und das Team mit anstehenden Veränderungen konfrontiert, wird mit diesem Spektrum an Reaktionen rechnen können (und müssen).
Um damit konstruktiv umzugehen und alle Mitarbeiter in ihren Reaktionsmustern wertschätzend begegnen zu können, ist nun ein wenig Selbstreflektion für Leiter dran. Ich finde drei Fragen hilfreich, die Brian Barela dazu aufwirft:

  1. Welche Beschreibung trifft am ehesten auf dich selbst zu? (zeigt dir auch, wo du Leiter Ergänzung brauchst: Wenn du jeden neuen Trend mitmachst, solltest du z.B. einen Bewahrer in Leitungsverantwortung einbinden)
  2. Wie setzt sich dein Team aus den verschiedenen Typen zusammen? Wie ist die Teamkultur geprägt?
  3. Welche positiven Gesichtspunkte bringen die verschiedenen Typen in Veränderungsprozesse ein? (hilft, Mitarbeiter wertzuschätzen, unabhängig von ihrem Veränderungs-Grundmuster. Die „Techies“sind nicht einfach die „Guten“, und die „Skeptiker“ die „Bösen“)

Viel Spaß beim Reflektieren. Und dann beim Verändern. Falls du nichts dagegen hast…

0 Antwort
  1. Nachbarin

    Was ist schnell, was ist langsam? Sind 3 Monate schnell oder langsam?
    Was in diesem Prozess zu beachten ist, ist das jede Veränderung nicht nur an den Gemeindestrukturen rüttelt, sondern an der eigenen geistlichen Identifikation, sofern die noch gekoppelt war mit der Gemeinde. Sich neu einordnen, die Muskeln aufbauen, die helfen, auf schwankendem Boden nicht umzufallen ist sicher nötig. Gut, dass jeder Einzelne in diesem Prozess genau im Blick Gottes ist und ER durch seinen Geist die entsprechenden Korrektur- und Ermutigungsschritte anleiten kann. So profitiert am Ende nicht nur die Gemeinde, sondern auch das eigene geistliche Wachstum.

    1. pixelpastor

      @Nachbarin: Schnell oder langsam ist natürlich relativ und von Moore wohl in Bezug auf den Durchschnittswert gemeint: Finde ich schneller oder langsamer als der Durchschnitt zu einer positiven Haltung gegenüber einer Veränderung. Und ja – wenn’s gut läuft, hat das eigene Haltung-Finden immer auch etwas mit persönlichem Wachstum (geistlich und anderweitig) zu tun.

  2. Nachbarin

    …habe ich „geistliche Identifikation“ geschrieben? Ich meine natürlich „geistliche Identität“… 🙂 aber Identifikation hätte auch irgendwie gepasst.

  3. Rainer

    pixelpastor, was sind denn die veränderungen, auf die die gemeinde „teammustergültig“ reagieren muss? in der wirtschaft ist das klar. der mitwettbewerber hat effizientere strukturen, ist kundenfreundlicher, hat ein besseres qualitätsmanagement und anspruchsvollere produkte. brauche ich aber in der (frei)kirche auch ein change management und eine marktorientierung?

    1. pixelpastor

      @Rainer: Ich glaube, die Grundmuster der Veränderungen gelten im Prinzip für alle Teams – vom Unternehmen bis zum Sportverein. Hatte ich auch geschrieben, meine ich 🙂

    1. pixelpastor

      @Brian: Didn’t know you understand German 😉 What was new to me in your post was the self-reflective aspect to the early adoptor-model. Thanks!

Schreibe einen Kommentar