Herausforderung Machtmissbrauch

Bei der Wahl zum „Unbekanntesten Buch der Bibel“ ist er locker unter die letzten 5 gekommen: Der 3. Johannesbrief. Und doch ist der Brief eine Herausforderung für alle, die leiten oder unter Leitung arbeiten. Denn Johannes, der diesen Brief formuliert hat, packt ein heißes Eisen an und setzt sich mit Machtmissbrauch auseinander. Weil es das heute noch genauso gibt, kann man auch aus einem 2000 Jahre alten Brief noch etwas lernen.
Zum Beispiel diese drei Dinge:

  1. Ein Mann namens Diotrephes, der „unter ihnen der Erste sein will“ (Vers 9), nutzt seine geistliche Leitungsposition, um andere Mitarbeiter auszugrenzen. Vermutlich, weil er sie als Konkurrenten sieht, die seinen eigenen Einfluß auf die christliche Gemeinde möglicherweise schmälern könnten. Dabei schottet er die Gemeinde gleichzeitig vor den wichtigen geistlichen Impulsen mit, die diese Leute einbringen könnten und sollten. Egal ob in der Firma, in der Politik, im Sportverein oder in der Kirchengemeinde – es kommt immer wieder vor, dass eine Organisation unter dem wunden Ego oder der persönlichen Unsicherheit eines Leiters leidet.Wofür setzt du den Einfluß ein, den Gott dir an deiner Position gegeben hat?
  2. Gajus – der Empfänger des Briefes – ist im Umfeld von Diotrephes zu Hause, aber er handelt anders. Er lässt sich nicht einschüchtern und folgt nicht dem schlechten Beispiel seines Leiters. Er „lebt in der Wahrheit“ (Vers 3) und „handelt treu in dem, was er tut“ (Vers 5). Das bedeutet: Trotz des schlechten Vorbilds und mitten in der Einflußspähre von Diotrephes handelt Gajus so, wie es einem Jesus-Nachfolger entspricht. Und integer. So etwas ist nicht leicht, aber möglich. Und nicht hoch genug zu loben. Für mich sind das in vielen Organisationen die heimlichen Helden: Die, die sich nicht anpassen, aber auch nicht zynisch werden. Sondern mit viel Mut jeden Tag neu das tun, was sie als richtig erkannt haben – auch wenn der eigene Chef etwas anderes vorlebt.Was kannst du heute Gutes tun, auch wenn das sonst keiner in deinem Umfeld tut und du kein Lob dafür ernten wirst?
  3. Johannes schließlich – er schreibt diesen Brief aus der Ferne, kann nicht direkt eingreifen, muss sich das ganze zunächst anschauen und mit-erleiden. Aber er nimmt sich Zeit, Gajus diesen Brief zu schreiben und ihm Mut zu machen (und damals waren Briefe eine teure und zeitaufwändige Angelegenheit!). Johannes handelt keine Theologie ab, er schickt keine Predigt – er macht einfach nur einem Menschen Mut, der unter schwierigen Bedingungen das Richtige tut. Und er nimmt sich vor, Diotrephes nicht beliebig gewähren zu lassen, sondern ihn bei der nächstmöglichen Gelegenheit zu „erinnern an seine Werke, die er tut“ (Vers 10). Gute Leiter konfrontieren schlechte Leiter. Weil sie wissen, wie viel Schaden, schlechtes Vorbild und Entmutigung sie in einer Organisation säen können, wenn man sie gewähren lässt.Wo musst du einen mutigen Schritt gehen und jemanden wegen seines Fehlverhaltens konfrontieren?

Herausfordernd genug?

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