König oder Knecht?

Die Bibel ist langweilig. Wenigstens Kapitel wie Josua 12. Wenigstens dachte ich das…
„Liste der besiegten Könige“, 24 Verse lang… ich bin kein Historiker. Aber die Bibel wäre nicht die Bibel, wenn Gott nicht auch ins Hier und Jetzt sprechen könnte durch eine Liste von 31 Königen und zungenbrecherischen geografischen Bezeichungen („Sihon, der König der Amoriter, der in Heschbon wohnte und herrschte von Aroër an, das am Ufer des Arnonflusses liegt, und von der Mitte des Tals an und über das halbe Gilead bis an den Jabbokfluss, die Grenze der Ammoniter, ud über das Jordantal bis an die Ostseite des Sees Kinneret und bis an die Ostseite des Meeres im Jordantal – das ist das Salzmeer – auf Bet-Jeschimot zu und im Süden bis unten an die Abhänge des Gebirges Pisga“).
Denn mitten in der Königstliste wird fast unscheinbar der Name von Mose, dem Anführer der Israeliten genannt – und er wird in dem Text nicht als „König über Israel“ hochglanzpräsentiert, sondern schlicht als „Knecht des Herrn“ (Josua 12,6). Auf der einen Seite stehen 31 Menschen, die sich zu Lebzeiten definiert haben als „König von…“, auf der anderen ein Mensch, der sich definiert hat als „Knecht von…“. An anderer Stelle in der Bibel heißt es von Mose (4. Mose 12,3):

Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden.

Hier in der Liste der besiegten Könige wird diese Bescheidenheit sichtbar.
Ich frage mich, ob es unserer Welt nicht besser ginge, wenn es weniger „Könige von…“ gäbe und mehr „Knechte von…“. Mal ganz unabhängig von der Frage nach Gott und der Verantwortung des Menschen vor einem Schöpfer – wünschen wir uns nicht Politiker, die sich nicht zuerst als „König von…“ verstehen sondern (im Sinn von „Alle Macht geht vom Volk aus“) als „Knecht von…“? Brauchen wir nicht mehr Chefs, die sich nicht selbstherrlich als „König von…“ gerieren sondern als „Knecht von…“ wissen, dass auch sie in Wahrheit nicht an der Spitze der Pyramide stehen?
Ich wünsche mir, dass die Bilanz meines Lebens nicht „König von…“ lautet. Sondern „Knecht des Herrn“. Auch wenn das weniger Ansehen, Glanz und Glorie bedeutet. Denn bleiben wird nicht das Urteil der Vielen; nach dem einen „König von…“ kommt der nächste „König von…“. Kein König ist unersetzbar. Bleiben wird vielmehr das Urteil des Einen, und ich wünsche mir dass er über meinem Leben einmal sagen wird, was Jesus in Matthäus 25,21 schildert:

Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

König oder Knecht – wofür willst du bekannt sein? Welchen Lebensstil wählst du?
Eine gute Frage zum Nachdenken in den nächsten Tagen, wenn wir uns erinnern wie Gott selbst seinen Fuß auf diese Welt setzte, der wahre König der Welt als „Knecht von allen“. In diesem Sinne: Gesgenete Weihnachten!
 

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