Professionell arbeiten = anders fragen

Worin unterscheidet sich professionelles Arbeiten von bloßem gut gemeinten Engagement? Ist es das Streben nach Qualität um jeden Preis? Die Optimierung von Arbeitsabläufen? Die Verwendung von Hochglanz-Visitenkarten, Hochglanz-Präsentation und Hochglanz-Vokabeln?
Das alles sind nur Symptome, finde ich. Dahinter, darunter, liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen „gut gemacht“ und „gut gemeint“. Der wird besonders klar sichtbar in Konfliktsituationen. Wenn sich ein Team nicht sofort auf die beste Vorgehensweise einigen kann. Wenn ein Projekt gescheitert ist oder eine Idee nicht funktioniert. Die Reaktion auf solche Situationen macht den Unterschied zwischen Profi und engagiertem Mitmacher.
Der engagierte Mitmacher dreht sich um die Frage: „Wer ist im Recht? Was war richtig, was war falsch?“
Wer professionell arbeitet, konzentriert sich auf die Frage: „Was ist jetzt notwendig? Was ist jetzt am besten zu tun?“
Professionell arbeiten heißt anders fragen.
Ich kenne solche Situationen aus eigener Erfahrung. Egal ob in der Gemeindearbeit, im Beruf oder in anderen Zusammenhängen – ich kenne von mir selbst beide Arten zu fragen. Manchmal habe ich viel zu lange diskutiert habe über Richtig und Falsch, Pflicht und Schuld, Fehler und Entschuldigung, Zuständigkeit und Verantwortung. Manchmal denke ich, Christen sind besonders anfällig für unprofessionelle Reaktionsmuster. Manchmal habe ich den Verdacht, je größer die intrinsische Motivation der Beteiligten ist, desto eher drehen wir Schleifen in einer solchen dysfunktionalen Debatte anstatt uns auf die professionelle Frage zu konzentrieren: Was ist jetzt notwendig? Was ist am jetzt am besten zu tun?
„Wer ist im Recht?“ – diese Frage führt in die Vergangenheit, ins Aufrechnen, Anrechnen oder Abrechnen. „Was ist jetzt notwendig?“ – diese Frage führt in die Zukunft, in die Handlung, ins Bewältigen einer Situation.
Ja, manchmal ist es wichtig, Konflikte aufzuarbeiten und Beziehungen zu klären. Aber meistens ist es Zeitverschwendung und bremst nur die professionelle Frage aus, die einzige, die konstruktiv nach vorne drängt:
Was ist jetzt notwendig? Was ist jetzt am besten zu tun?

0 Antwort
  1. Hinek

    Ich finde professionell muss auch gefragt werden: „Wie können wir solche Fehler in Zukunft vermeiden?“ Das sollte von der Priorität her ein bisschen unter der „Was ist jetzt zu tun?“-Frage stehen.

Schreibe einen Kommentar