Kampf um die TV-Zukunft: Die Einschläge rücken näher

„Fernsehen bleibt auch in der Zukunft das Leitmedium!“. „Die Leute sehen eher noch mehr Fernsehen als früher!“. Das Fernsehen ist tot, es lebe das Fernsehen?
Die TV-Sendeanstalten hierzulande befinden sich nun schon seit einigen Jahren im öffentlichkeitssuchenden Abwehrkampf. In Publikationen und auf Konferenzen betonen öffentlich-rechtliche wie private Fernsehmacher, dass das lineare Fernsehen noch lange nicht Ende ist, dass bei der Fußball-WM weiterhin Millionen vor dem Fernseher sitzen und dass amerikanische On-Demand-Streaming-Dienste wie Hulu oder Netflix in einem gebühren- und werbefinanzierten TV-Markt wie Deutschland keinen Fuß auf den Boden bekommen würden.
Nun kann lautes Pfeifen bekanntlich auf gute Laune hinweisen oder sich als Pfeifen im Walde herausstellen. Ist der Abwehrkampf der linearen Fernsehbetreiber vielleicht in Wirklichkeit ein Rückzugsgefecht? Das Fernsehen ist tot, es lebe das On Demand-Streaming?
Trotz aller Beschwörungen bleiben den Sendeanstalten die unbequemen Fragen erhalten: Was bedeutet der Erfolg der Streaming-Dienste in den USA für Deutschland? Was passiert, wenn jemand On-Demand-TV so richtig einfach und benutzerfreundlich hinkriegt? Warum werden die Zuschauer der klassischen TV-Kanäle immer älter? Welche Sehgewohnheiten hat die Generation unter 30? Unter 20? Wähnt sich das lineare Fernsehen vielleicht noch quietschfidel, während es vom eigenen medientechnischen Nachwuchs längst zusammen mit den Biedermeiermöbeln in die Seniorenwohnanlage umgezogen wurde, ohne es zu merken?
Die Zukunft wird es zeigen; noch ist es zu früh zu entscheiden, ob die etablierte TV-Industrie hierzulande das Schicksal von Musikindustrie und Kompaktkameraherstellern teilen muss und durch den technischen Wandel an den Rand unserer Medienkultur gedrückt werden wird. Zumindest ist man in den Funkhäusern entschlossen, das nicht so einfach mit sich machen zu lassen. Längst haben Pro7 & Co. eigene On-Demand-Angebote gestartet, um nicht leer auszugehen falls doch der Bär „Lineares Fernsehen“ erlegt und sein Fell unter den On-Demand-Anbietern verteilt werden sollte. So ganz angstfrei blickt man dann wohl doch nicht auf die Streaming-Konkurrenz.
In dieser Woche rückt die Klärung der TV-Zukunft in Deutschland einen Schritt näher. Der amerikanische Streamingdienst Netflix ist in Deutschland gestartet, mit einer Serien-Flatrate für 7,99 Euro im Monat. Zu sehen auf fast jedem Endgerät, das einen Bildschirm und einen Internetanschluss besitzt. Ob nun Abwehrkampf oder Rückzugsgefecht – die Einschläge rücken näher.
Übrigens: Als christliche Medienmacher arbeiten wir schon länger daran, uns auf für die TV-Zukunft aufzustellen. Alle aktuellen ERF TV-Sendungen gibt’s per Streaming on-Demand in unserer Mediathek.

0 Antwort
  1. Christian Rendel

    Ich würde ja liebend gerne zeigen, wie jung und quietschfidel ich bin, und Netflix ausprobieren, aber „auf fast jedem Endgerät, das einen Bildschirm und einen Internetanschluss besitzt“? Pustekuchen. Beim Blick in die Liste der kompatiblen Geräte ziehe ich leider eine Niete, wie auch schon bei Amazons VOD-Angebot. Keines meiner vier internetfähigen Unterhaltungsgeräte – Blu-ray-Player, Sat-Receiver, Fernseher und IP-Media-Receiver – hat eine entsprechende App oder kann sie nachrüsten. Dabei sind die Geräte alle noch nicht sonderlich alt. Schade eigentlich, aber vielleicht gut fürs traditionelle Fernsehen.

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