Gott und die Funkstille

Neulich hatte ich Streit. Nicht in Form einer konstruktiven Diskussion, sondern einen von der heftigen Sorte. Ich weiß gar nicht, mehr was eigentlich genau passiert ist. Aber ein Wort ergab das andere, die Gefühle gingen hoch, und das Ergebnis war erst einmal Funkstille. Kennen Sie das auch?
Nachdem sich meine Aufregung, Wut und Selbstgerechtigkeit gelegt hatten, war ich soweit, mich bei dem anderen zu entschuldigen und ein klärendes Gespräch zu führen. Aber… war der andere das auch? Ich konnte um ein Gespräch bitten, mein Bedauern ausdrücken – aber letztlich war ich darauf angewiesen, dass der andere mir entgegen kommt. Statt Wut und Selbstgerechtigkeit spürte ich nun Ohnmacht und Ausgeliefertsein: Was, wenn der andere unversöhnlich sein würde? Was, wenn er meine Bitte um Versöhnung zurückweisen würde?
Die Bibel sagt: Genau so steht es zwischen Mensch und Gott. Die Beziehung zwischen Mensch und Gott ist von Geburt an nachhaltig gestört, erst einmal ist Funkstille.
Manche Menschen haben einen Punkt im Leben, an dem ihnen das so richtig bewusst wird. Manche fangen dann an, regelmäßig zu beten. Oder in die Kirche zu gehen. Oder Gutes zu tun. Aber das alles erzwingt keine Versöhnung mit Gott. Was auch immer ein Mensch versucht – die Funkstille zwischen Gott und Mensch kann nicht mit menschlichen Mitteln überwunden werden. Es liegt an Gott selbst, daran etwas zu ändern.
Die Gute Nachricht ist: Das macht Gott auch! Wenn ich Gott mit Demut gegenübertrete statt mit Selbstgerechtigkeit, wenn ich mich Gott ausliefere und ihn um Vergebung bitte – dann macht Gott das möglich. Dann kommt er mir mit Gnade und Vergebung entgegen.
Es liegt also nicht am Menschen mit seinem Wollen und Bemühen, sondern an Gott und seinem Erbarmen – so formuliert das einmal der Apostel Paulus im Neuen Testament.
Gott nicht an Funkstille interessiert, sondern an Erbarmen.
 
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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