Wer steht für mich ein?

Für wen würden Sie bürgen? „Bürgen“ ist ein Wort, das wir nicht mehr oft verwenden. Bürgen, das heißt mit seinem guten Namen für jemanden einstehen, dessen Name in Zweifel steht. Einem anderen Menschen öffentlich das Vertrauen aussprechen. Bürgen heißt auch, ein Risiko einzugehen, sein eigenes Ansehen für jemand anderen aufs Spiel setzen.
Für wen würden Sie bürgen? Ich würde vielleicht für jemanden bürgen, mit dem ich ohnehin auf Gedeih und Verderb verbunden bin – meine Frau oder meine Kinder. Oder für jemanden, dessen Integrität für Sie völlig außer Frage steht. Sie würden das vielleicht auch tun.
Aber würden Sie auch für jemanden bürgen, von dem Sie wissen, dass er sie unweigerlich mit in die öffentliche Kritik hineinziehen wird? Für jemanden, der nicht ohne Fehler ist und auch in der Zukunft Fehler machen wird? Für jemanden, dessen Leben ganz offensichtlich völlig zusammen gebrochen ist?
So ein Mensch war Hiob. Der aus dem Alten Testament. Unglück über Unglück war über Hiobs Leben hereingebrochen – eine ganze Serie von sprichwörtlichen „Hiobsbotschaften“. Hiob hatte seinen Wohlstand verloren, seine Kinder verloren, seine Gesundheit verloren. Für seine Umgebung war der ehemals angesehene Mitbürger inzwischen zur gescheiterten Existenz geworden.
Was denkt so jemand? Die Bibel gibt uns einen schonungslosen Einblick (Hiob 17):
„Meine Lebenskraft ist gebrochen, ich sehe dem Tod ins Auge. Auf mich wartet nur noch das Grab … Von allen Seiten werde ich verspottet und angegriffen, sodass meine Augen in der Nacht keine Ruhe finden … der Kummer hat meine Augen trübe gemacht, ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst … meine Pläne sind zerstört, alle meine Herzenswünsche haben sich in nichts aufgelöst.“
Hiob hat jede Hoffnung und Lebenssinn verloren. Niemand steht ihm bei, alle kritisieren ihn. Er kann nicht mehr schlafen, nichts Positives mehr erkennen. Seine Träume und Hoffnungen sind genauso ausgelöscht wie sein Selbstwertgefühl. Er hat alles von Gott erhofft und steht jetzt mit leeren Händen da.
Hiob ist verlassen, angefeindet, verwundet, machtlos. Wer stellt sich zu ihm? Wer stellt sich vor ihn? Wer nimmt ihn in Schutz? Wer bürgt für ihn?
Das ist die Frage. Und mitten in Hiobs Gedanken finden wir einen Hinweis auf die Antwort (Vers 3): Verbürge du dich für mich, Gott, denn es wird kein anderer für mich einstehen.
Hiob wendet sich an den einzigen, der ihm noch bleibt: Gott, bürge du für mich! Stehe mit deinem heiligen Namen für mich ein, mich, dessen Name in Zweifel steht. Sprich du mir öffentlich dein Vertrauen aus. Gott, gehst du das Risiko ein, dein eigenes Ansehen aufs Spiel zu setzen – für mich? Gott, bürgst du für mich?
„Ja“, antwortet Gott. Gott bürgt für Hiob – er tut das, indem er Hiobs Leben 25 Kapitel später wiederherstellt, Hiobs Familie, seinen Wohlstand, seine Freundschaften, seine Ehre. Ich glaube, all das ist für Hiob am Ende zweitrangig. Die große Entdeckung seines Lebens, die Entdeckung mitten in seiner Krise ist: Mein Gott bürgt für mich.
Für Hiob war das sichtbare Zeichen dafür die Wiederherstellung seines Lebens. Für Christen gibt es noch ein deutlicheres, klareres Zeichen: Das Kreuz von Jesus Christus. In Jesus Christus kommt Gott in meine Welt, in meine Schuld, in meine Kämpfe, in meine Schwachheit. In Christus bürgt Gott für mich.
Verbürge du dich für mich, Gott, denn es wird kein anderer für mich einstehen?
„Ja“, sagt Gott. In meinem Sohn Jesus Christus habe ich es getan.
 
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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