Was ich wirklich brauche

„Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen“ – dieses deutsche Sprichwort beschreibt eine immer wiederkehrende Lebenserfahrung durch alle Generationen: Wenn jemandem ein Missgeschick passiert, lassen die Kommentare der Umgebung nicht lange auf sich warten. Und meistens sind sie nicht hilfreich.
Ich finde es faszinierend, welche verschiedenen Rollen andere Menschen einnehmen, wenn jemand einen Fehler macht oder Schuld auf sich lädt.
Da ist zum Beispiel der Neugierige. Als Beobachter außerhalb der Gefahrenzone nährt sich der Neugierige von dem, was dem Anderen passiert. Von seinem Schicksal. Von seiner Schuld. Und gibt pikante Details bereitwillig an andere weiter. Im Büro klingt das dann zum Beispiel so: „Hast du schon gehört, was die Susanne sich gestern gegenüber unserem Chef geleistet hat?“ Wenn ich den Schaden habe, dann hilft mir der Neugierige nicht weiter. Er ist nicht mehr als ein Schmarotzer an meinem Schicksal.
Oder da gibt es den Kritiker. Der weiß sofort ganz genau, wie man den Fehler oder das Unglück hätte vermeiden können. Nein, vermeiden müssen. „So wie du das anstellst, kann das ja nichts werden. Ich hätte das von vornherein anders gemacht.“. So oder so ähnlich klingt das dann. Mag sein, dass in der Kritik auch Wahrheit steckt – in der konkreten Situation ist aber kostenlose Beratung nicht das, was ich jetzt brauche.
Was ich im Blick auf meine Schuld wirklich brauche, wird vom Apostel Johannes im Neuen Testament in einem Brief einmal so formuliert: „Ich schreibe euch diesen Brief, damit ihr nicht sündigt. Aber wenn es doch geschieht, dann gibt es jemanden, der vor dem Vater für euch eintritt: Jesus Christus, der vor Gott in allem gerecht ist.“
Die Bibel ist absolut ehrlich: Menschen machen Fehler. Ich mache Fehler. Ich bin fähig, schuldig zu werden – mir selbst gegenüber, anderen Menschen gegenüber, Gott gegenüber. Aber die Bibel ist auch absolut tröstlich: Wenn das passiert, dann tritt Jesus an meine Seite. Nicht als Neugieriger oder als Kritiker. Sondern als mein Freund, der meine Schuld vor Gott auf sich nimmt.
Das ist das, was ich wirklich brauche(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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