Volkswagen und die echte Reue

Seit einigen Tagen reden alle vom VW-Skandal. Bei Abgasmessungen kam heraus, dass der Konzern in den USA beim Thema Umweltschutz seit Jahren systematisch getrickst hat. Millionen von Autos sind von einem Rückruf betroffen, auch in Deutschland. Der Schaden durch Strafzahlungen, Nachbesserungen und Wertverlust der VW-Aktie geht längst in die Milliarden.
VW-Vorstandschef Winterkorn trat bereits kurz nach Bekanntwerden des Skandals zurück. Er ließ verlauten, er sei „bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen sei“. Winterkorns Rücktritt in allen Ehren, aber das finde ich interessant: Da täuscht ein Konzern über viele Jahre systematisch Kunden und Zulassungsbehörden, aber der Chef bedauert öffentlich, was in den letzten Tagen geschehen ist. Bedauert also weniger die Tat, als ihre Folgen, jetzt wo der Skandal ans Tageslicht gekommen ist. Weniger das eigene Fehlverhalten, als dass er sich jetzt mit den Konsequenzen herumschlagen muss.
Das ist bei medienwirksamen Entschuldigungen nicht unüblich – aber meilenweit entfernt von dem, was die Bibel unter echter Reue versteht. Wie heute bei Pressekonferenzen gab es auch zu alttestamentlichen Zeiten öffentliche Rituale, um Bestürzung über die eigene Schuld auszudrücken. Zum Beispiel, indem man sich für alle sichtbar die Kleider zerriss – ein äußerliches Zeichen für eine innere Haltung. Aber schon damals passten Außen und Innen nicht immer zusammen. Der alttestamentliche Prophet Joel schreibt dem Volk Israel einmal ins Stammbuch:
Zerreißt nicht nur äußerlich eure Kleider, sondern zerreißt eure Herzen!« Kehrt zum Herrn, eurem Gott, zurück, denn er ist gnädig und barmherzig!
Echte Reue findet eben nicht nur außen statt, sondern vor allem innen. „Zerreißt eure Herzen“ – das ist das Eingeständnis Gott gegenüber, der ohnehin alles sieht und alles weiß. Und der freut sich über echte Reue, denn sie ist der Pfad zur Wiederherstellung ist.
Was VW angeht, so wird sich zeigen müssen, wie schnell Kunden auf das öffentliche Schuldeingeständnis mit neuem Vertrauen reagieren. Was Gott angeht, ist für den Propheten Joel völlig klar: Es lohnt sich, Gott gegenüber seine Schuld einzugestehen. Denn: „Gott ist gnädig und barmherzig!“
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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