Deutschland von außen

Ich bin diese Woche auf einer internationalen Schulungstagung mit jungen Leitern christlicher Medienorganisationen zusammen. Eine intensive Zeit – und neben allen fachlichen Impulsen lernt man die Mentalitäten, Denkweisen und Lebensverhältnisse in anderen Ländern und Kulturen hautnah kennen – von Uruguay bis zur Mongolei.
Womit ich nicht gerechnet hätte: Alle, aber auch wirklich alle, haben sich nach der Flüchtlingssituation in Deutschland erkundigt. Egal ob jemand aus Uruguay, der Dominikanische Republik, Ghana oder Indonesien kam: weltweit nehmen Leute Anteil. Angela Merkel ist ihnen genauso ein Begriff wie die Kölner Silvesternacht.
Und: Ihre Gedanken und Fragen zum Thema Flüchtlinge sind im Schnitt weitaus balancierter, abgeklärter und nüchterner als das, was ich während dieser Woche über Nachrichtenseiten und Social Media aus Deutschland mitbekomme. Wo bei uns im Land Hysterie, Hetze und Moraldiskussionen vorherrschen, sehen Menschen aus anderen Ländern oft klarer.
Kein Wunder – in vielen Ländern ist das Zusammenleben, Zusammenraufen und manchmal auch die bleibende Konflikte um Ressourcen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen notgedrungen eingeübte Lebenswirklichkeit.
Manchmal hilft ein Blick von außen um zu erkennen: Die Flüchtlingskrise ist weder ein Kinderspiel noch der Untergang des Abendlandes. Aber sie erfordert einen ungehemmten Realitätssinn von allen.
Auch wenn uns das als Deutsche vielleicht nicht so leicht fällt: ich vermute, da können wir noch das ein oder andere von anderen Ländern lernen.

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