Er hat gar nicht gebohrt!

Als Kind hatte ich Angst vor meinem Zahnarzt: Er ging rüde mit seinen Patienten um und beim Bohren gab’s grundsätzlich keine Spritze – die ganz alte Schule. Dem jährlichen Kontrolltermin sah ich immer mit Furcht und Schrecken entgegen: Auf dem Behandlungsstuhl festsitzen und dem kreischenden Bohrer und meinen eigenen Schmerzen ausgeliefert  sein – schon Tage vor so einem Termin hat sich mein ganzes Lebensgefühl verdunkelt.
Ich kann mich aber auch noch gut an den Moment erinnern, wenn die ganze Sache dann am Ende durchgestanden war. Dieser Moment, wenn ich Zahnarztpraxis, Ausgeliefertsein und Schmerzen hinter mir lassen konnte: Die Luft roch nach Freiheit, die Farben leuchteten kräftiger, ich hätte die ganze Welt umarmen können!
Ich glaube, es gibt immer wieder solche Momente, in denen innerlich einfach alles jubelt und strahlt. Und viele davon haben für mich heute mit Gott zu tun. So wie es zum Beispiel in Psalm 84 beschrieben wird, einem Lied, das uns seit mehr als 2.500 Jahren überliefert ist: Der Liederdichter sitzt vor dem Tempel in Jerusalem, beobachtet die Leute und denkt über Gott nach. In ihm steigt Freude und Sehnsucht auf. Freude daran, diesen Gott zu kennen. Sehnsucht danach, für immer in Gottes Nähe zu sein. Als sein Blick auf ein Schwalbennest unter dem Tempeldach fällt, dichtet er die Liedzeile:
Selbst der Spatz hat ein Zuhause gefunden, die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen versteckt hat – nämlich bei deinen Altären, du allmächtiger Herr, mein König und mein Gott.
Und weiter: „Glücklich zu nennen ist, wer seine Stärke in Gott gefunden hat!“
Wer mit Gott durch sein Leben geht, der trägt diese Stärke mit sich. Das bedeutet nicht, immer jubeln zu können. Aber auch in schwierigen Momenten steht fest: Mein Gott ist bei mir, mein König und mein Herr!
Auch dann, wenn ich demnächst wieder zum Zahnarzt muss.
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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