Silvester in Köln – da sieht man es mal wieder!

2017 begann mit einer öffentlichen Debatte rund um die Silvesternacht in Köln: Hat die Polizei eine Wiederholung massenhafter Straftaten erfolgreich verhindert? Oder hat die Polizei Menschen durch Kontrollen allein aufgrund ihres Aussehens diskriminiert?
Das könnten wir eigentlich sachlich diskutieren. Tun wir aber nicht, sondern schon nach kurzer Zeit sind viele bei persönlichen Zuschreibungen: Da sieht man es mal wieder, diese Asylanten! Da sieht man es mal wieder, diese Polizei! Da sieht man es mal wieder, diese Politiker!
„Da sieht man es mal wieder…“ – das ist ein verräterischer Satz. Er verrät, dass es mir weniger um Beobachten, Lernen oder Umdenken geht. Sondern um die Bestätigung dessen, was ich schon immer gedacht habe über „diese … Leute“.
Wenn ich so denke und rede, sperre ich die Anderen in eine Schublade, erkläre sie für veränderungsunfähig und daher des genauen Hinschauens nicht länger würdig. Wie gut, dass Gott nicht so über Menschen redet. Weil er nicht so über Menschen denkt.
Im Buch des Propheten Jesaja lässt er dem Volk Israel ein Versprechen ausrichten – ausgerechnet, nachdem das störrische Volk die Zuwendung Gottes zum wiederholten Mal mit Füßen getreten hat. Dort heißt es:
Der Herr wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er’s hört.
Gott steckt niemanden in die immer gleiche Schublade und schaut genau hin, immer. Ich denke, wir sollten uns von diesem Gott für das Diskutieren im Freundeskreis und bei Facebook ein klitzekleines Scheibchen abschneiden.

(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

Schreibe einen Kommentar