Führen im Krisenmodus

Ganz Deutschland ist im Krisenmodus. Alle Institutionen und ihre Organisationen der Gesellschaft sind betroffen – vom DAX-Konzern über Firmen und Non Profit-Organisationen bis zu Vereinen und Kirchengemeinden.

Mittendrin: Wir Führungskräfte. Männer und Frauen, die sich nicht nur Sorgen machen um sich selbst und ihre Angehörigen und ihre Gesellschaft. Sondern die gleichzeitig auch Verantwortung tragen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Organisationen.

Vielleicht bist du einer oder eine davon. Dann erlebst du mit mir zusammen vermutlich gerade, was der Silicon Valley-erfahrene Unternehmer und Berater Ben Horowitz in seinem Buch „The Hard Thing About Hard Things“ mit dem Begriffspaar Peacetime CEO vs. Wartime CEO gekennzeichnet hat: Die üblichen Abläufe und Regeln, Eitelkeiten und politische Rücksichtnahmen sind schlagartig irrelevant geworden. Diese Zeit kennt keine Schönwetterkapitäne. In der Corona-Krise sind wir als Führungskräfte alle gefordert, unseren Mann und unsere Frau zu stehen. Führen geht jetzt nur noch im Krisenmodus.

Und geben wir es gleich zu: Dieser Krisenmodus bringt uns als Führungskräfte an Grenzen:

  • Wir werden im Kopf geflutet von immer neuen Informationen – und sind doch gerufen, für die Menschen, die wir führen, so gut es geht jeden Tag neu Klarheit zu schaffen und Orientierung zu geben.
  • Wir haben selber Angst und wissen nicht, was werden wird – und sind doch gerufen, anderen Mut zuzusprechen.
  • Wir müssen uns in unseren Organisationen mit Fragen aus vielen verschiedenen Disziplinen befassen: Gesundheitsschutz, Rechtslage, Produktionsabläufe, Öffentlichkeitsarbeit, Finanzsteuerung
  • Wir leben Tag für Tag in einer hochdynamischen Situation, unsere Entscheidungen können wir kaum durch Prognosen absichern und müssen sie evtl. schon nächste Woche wieder revidieren
  • Wir müssen dabei in unserer Arbeitsweise improvisieren, weil manche Abläufe der Kommunikation und der Entscheidungsfindung nicht mehr so funktionieren wie bisher
  • Wir sind mehr oder weniger gefordert, uns als Einzelne und in unseren Organisationen innerhalb kürzester Zeit die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen
  • Wir fühlen, denken und handeln selbst auf vielen Ebenen zeitgleich: persönlich, mitmenschlich, unternehmerisch, gesellschaftlich, und – wenn du zum Beispiel in einer christlichen Organisation Führungskraft bist – auch geistlich.
  • Wir stehen durch die „soziale Distanzierung“ mehr als sonst in der Gefahr, uns zu isolieren. Erst physisch, dann im Denken, dann seelisch.

Gibt es für Führungskräfte eigentlich auch gute Nachrichten in der Krise? Ja, ich glaube schon. Ich glaube, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt – auch für Führungskräfte. So richtig wird man das erst nach der Krise sehen können, aber ich meine schon jetzt zu sehen:

  • Eine Krise schweißt zusammen: Wo vorher Petitessen den Büroalltag bestimmten, ziehen Menschen nun ohne zu zögern an einem Strang
  • Eine Krise setzt Prioritäten: Wo vorher Energie mit Bedenkenträgerei und fruchtloser Diskussion vergeudet wurde, geht es nun in ungeahnter Geschindigkeit vorwärts
  • Eine Krise lässt Menschen wachsen: Wo vorher Zögern, Zaghaftigkeit und Zurückhaltung war, werden nun Lernbereitschaft und die Übernahme von Verantwortung wach
  • Eine Krise fokussiert auf das Wesentliche: Wo vorher Unklarheit herrschte über Vision und Daseinszweck, richtet sich nun der gemeinsame Blick fast von alleine auf das, was das Wesen der Organisation ausmacht. Wofür sind wir wirklich da?

Nein, auch die Corona-Krise wird uns nicht alle automatisch zu Menschen machen, die nur noch „edel, hilfreich und gut“ können. Unsere Menschheitsgeschichte ist mehr als Beweis genug dafür , dass Krisen immer beides hervorbringen – das Beste im Menschen und auch das Niederträchtigste. Wir stehen in Deutschland erst am Anfang der Epidemie und haben von beidem noch nicht alles gesehen, was wir noch sehen werden.

Aber wenn du eine Führungskraft bist, dann möchte ich dir Mut machen – mit Worten, die ich diese Woche an alle unsere Führungskräfte bei ERF Medien gerichtet habe:

Niemand von uns fühlt sich angesichts dieser Krise zu 100% bereit. Und niemand von uns steht dieser Situation alleine gegenüber. Gemeinsam können und werden wir tun, was nötig ist. Wir werden spüren, wie Christus uns führt und stärkt. Wir werden daran wachsen und stärker aus der Krise hervorgehen, als wir in diesen Tagen hineingehen. Wir alle sind nicht perfekt. Wir alle werden als Führungskräfte Fehler machen. Und das ist okay. Ich habe großes Vertrauen in euch, das jeder von euch als Führungskraft im Rahmen seiner/ihrer Begrenzungen euer Bestes gebt. Habt dieses Vertrauen auch in eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

Wer immer du bist, in welchem Kontext du auch führst – genau das wünsche ich dir.

Bleib bewahrt, und bleib zuversichtlich!

 

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