Gott ist keine Behörde

Die Corona-Krise bewirkt bei allem Leid und wirtschaftlichen Verwerfungen in manchen Bereichen auch Fortschritte. Zum Beispiel in der Digitalisierung. Und das ist auch nötig, zum Beispiel bei manchen Behörden: Viele Antragsteller wünschen sich, dass sie ihre Anliegen einfach online einreichen können und die Behörde sie zügig und transparent bearbeitet.

Das wünschen sich viele auch beim Beten. Reagiert Gott auf meine Gebete nicht oft wie eine Behörde, und man weiß nie sicher, was nach dem „Amen“ weiter passiert? Dass Gott mein Gebet scheinbar nicht hört, oder dass er es scheinbar auf die lange Bank schiebt – ich glaube, mit solchen Eindrücken bin ich nicht alleine. Ist Gott vielleicht wirklich wie eine Behörde?

Von Jesus höre ich dazu ein überzeugtes „Nein“. In einem Gleichnis malt Jesus das Bild eines selbstgefälligen, willkürlichen und intransparenten Richters, der die berechtigte Bitte einer Witwe auf die lange Bank schiebt. Aber – so erzählt Jesus – selbst dieser Richter lässt sich am Ende durch die Beharrlichkeit der Witwe erweichen, und sei es nur damit er sie endlich los ist. Und dann – in Lukas 18,7 – kommt der Punkt, der Jesus wichtig ist: Wenn schon ein korrupter Richter so handelt – sollte da Gott nicht erst recht dafür sorgen, dass seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, zu ihrem Recht kommen? Und wird er sie etwa warten lassen?

Das ist eine rhetorische Frage, die Antwort lautet natürlich: Nein!  Gott ist keine Behörde! Jesus setzt mit seinem Gleichnis ein anderes Bild dagegen: Es ist immer sinnvoll, dass ihr betet! Gott hört eure Anliegen, und er schiebt sie nicht mutwillig auf die lange Bank! Auch wenn ihr das nicht immer sehen könnt – und nicht immer schnell sehen könnt. Denn Gott ist keine Behörde. Gott ist ein liebender Vater.

 

(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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