Gott im Knast

Es war eine Aktion wie aus dem Handbuch für Autokraten: Verhafte deine Gegner mit unverhältnismäßiger Gewalt. Nimm die Führungsfiguren, um die Anhänger einzuschüchtern. Statuiere vor aller Augen ein Exempel deiner Stärke. Stecke deine Gegner in eine Zelle und koche sie weich. Inszeniere einen Schauprozess und urteile sie ab. So machst du allen klar, dass die wahre Macht bei dir liegt.

Genauso ist es immer wieder in der Geschichte gelaufen, bis heute. Und genau so lief es auch damals vor 2.000 Jahren in der römischen Provinz Judäa.

Der Autokrat jener Zeit heißt Herodes Agrippa der Erste. Er ist ein Enkel von Herodes dem Großen, der mit dem Kindermord in Betlehem. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Im Neuen Testament in Apostelgeschichte 12 lesen wir, wie Herodes Agrippa rabiat gegen die vorgeht, von denen er sich in seiner Herrschaft herausgefordert sieht – die junge christliche Gemeinde in Jerusalem und ihre Anführer:

Um diese Zeit begann König Herodes, die Gemeinde in Jerusalem zu verfolgen, und ging mit Gewalt gegen einige ihrer Mitglieder vor. Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ [Herodes] mit dem Schwert hinrichten. Als er sah, dass er den Juden damit einen Gefallen tat, setzte er den eingeschlagenen Kurs fort und ließ auch Petrus festnehmen, und zwar gerade während der Zeit, in der das Passafest gefeiert wurde, das Fest der ungesäuerten Brote.

Herodes Agrippa lässt Petrus genau zu der Zeit festnehmen, zu der viele Pilger zum Passafest in Jerusalem versammelt sind. Herodes will maximale Aufmerksamkeit für einen Schauprozess, und so steckt er Petrus erstmal ins Gefängnis – in eine Hochsicherheitszelle:

Herodes ließ Petrus ins Gefängnis bringen und beauftragte vier Gruppen zu je vier Soldaten mit seiner Bewachung; nach den Festtagen wollte er ihn dann vor allem Volk aburteilen. Während Petrus nun also streng bewacht im Gefängnis saß, betete die Gemeinde intensiv für ihn zu Gott.

Ein führender Apostel hingerichtet, ein weiterer in der Todeszelle. Die Machtverhältnisse scheinen geklärt. Und was macht die junge christliche Gemeinde in Jerusalem?

Sie beten. „Intensiv“, wie es in Apostelgeschichte 12, 5 heißt. Vermutlich mehrere Tage lang. Bis zum letzten Moment, bis zur Nacht vor dem geplanten Schauprozess gegen Petrus.

Und dann zeigt Gott, in wessen Händen die wahre Macht über diese Welt liegt:

In der Nacht vor der von Herodes geplanten öffentlichen Verurteilung schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit je einer Kette an sie gefesselt; und vor der Tür seiner Zelle waren Posten aufgestellt und hielten Wache. Mit einem Mal stand ein Engel des Herrn in der Zelle, und helles Licht erfüllte den Raum. Der Engel gab Petrus einen Stoß in die Seite, um ihn zu wecken. »Schnell, steh auf!«, sagte er. Im selben Augenblick fielen die Ketten, die Petrus um die Handgelenke trug, zu Boden.

Die wahre Macht liegt offensichtlich nicht in den Händen von Herodes‘ Soldaten, sondern in den betenden Händen der Christen. Die wahre Macht entspringt offensichtlich nicht den Absichten eines autokratischen Herrschers, sondern den Plänen Gottes.

Und ich?

Ich sitze nicht im Gefängnis. Ich bin nicht einem autokratischen Herrscher ausgeliefert. Aber ich möchte von dieser Geschichte zwei Dinge lernen: Beten ist kein Akt der Hilflosigkeit. Und wenn Gott eingreift, müssen die Ketten derjenigen fallen, die ihm vertrauen.

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