Jesus will keine Fans

„Fans suchen Zutritt zum Bühnenbereich, um dem berühmten Star nahe zu sein – und erleben, wie das das Leben völlig auf den Kopf stellt“.

So ähnlich könnte man in heutiger Sprache beschreiben, was vor rund 2.000 Jahren in Jerusalem passiert ist. Ich finde die Geschichte im Neuen Testament im Johannesevangelium, Kapitel 12, ab Vers 20.

Die Stadt ist voller Pilger, die alle zum jährlichen Passafest in die Stadt strömen, „um Gott anzubeten“, wie Johannes schreibt. Wie jedes Jahr schieben sich Menschenmassen durch die engen Gassen. Und wie jedes Jahr sind auch einige Leute dabei, die nicht jüdischer Abstammung sind, aber dennoch eine Sehnsucht nach dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs haben.

Nur eins ist dieses Jahr anders als sonst: Jesus. Schon lange hat er im Vorfeld von sich reden gemacht: Vollmächtige Predigten, Aufsehen erregende Heilungen und Wunder, Furchtlosigkeit gegenüber dem religiösen Establishment in Jerusalem. Jesus ist der heimliche Star dieses Fests.

Eine Gruppe von Nichtjuden will diesen Jesus persönlich treffen. Sie sprechen sie Philippus an, einen von Jesus‘ Jüngern: „Wir möchten gerne Jesus kennen lernen“. Philippus fühlt zusammen mit seinem Freund Andreas bei Jesus vor, ob der die neugierigen Pilger denn empfangen würde: Dürfen die Fans hinter die Bühne kommen, um Jesus, dem Star, persönlich nahe zu kommen? Und Jeus reagiert – wie so oft im Neuen Testament – überraschend. „Jetzt wird die Herrlichkeit des Menschensohns sichtbar werrden!“ – so redet Jesus von sich selbst.

Für Jesus ist die Anfrage der nichtjüdischen Pilger das Zeichen, dass seine Rettungsmission auf der Erde in die entscheidende Phase getreten ist. „Meine Herrlichkeit wird sichtbar werden“, das meint: Jetzt werden bald alle mitbekommen, wozu ich in diese Welt gekommen bin. Mit „Herrlichkeit“ ist hier übrigens keine Ehrung auf dem Roten Teppich mit Glanz und Gloria gemeint. Denn, so erklärt Jesus in Vers 24 weiter, „das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.“ So wie ein Weizenkorn nur neues Leben hervorbringt, wenn es in die Erde gesät wird und sein eigenes Leben aufgibt, so werde ich, Jesus, neues Leben hervorbringen, indem ich mein eigenes Leben aufgebe. Und zwar für euch.

Jesus zeichnet hier für seine Jünger vor, was schon wenig später am Kreuz von Golgatha brutale Wirklichkeit wird: Jesus wird verraten, verhaftet, verurteilt und umgebracht. Dabei reißt er die Schuld und Sünde aller Menschen mit sich in den Tod – und wird so zum Retter all derjenigen, die ihm ihr Vertrauen schenken.

Jesus ist eben kein Star, er sucht nicht die Verehrung der Massen, und er braucht keine Fans. Sondern Menschen, die ihm ihr Vertrauen schenken. Die sich auf ihn einlassen, ihm dienen – und ihm nachfolgen. Jesus in Johannes 12, 26 wörtlich:

Wer mir dienen will, muss mir auf meinem Weg folgen, und wo ich bin, werden dann auch die sein, die mir gedient haben. Sie alle werden von meinem Vater geehrt werden.

Wer Zutritt zum Bereich hinter der Bühne des Lebens haben möchte, wer die Nähe von Jesus sucht, der wird mit bloßer Bewunderung nicht weit kommen und hat auch keinen Glamour zu erwarten. Wer die Nähe von Jesus sucht, der findet sie – aber nur, wenn er Jesus auf dessen Weg folgt. Wer – wie Jesus – die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und Selbstbestätigung in dieser Welt zurückstellt zugunsten eines neuen Lebens, das Gott schenken will.

Wer Jesus in dieser Hinsicht folgt, der wird ihm nahe sein. Wird kaum Beifall von Menschen dafür erhalten. Aber stattdessen von Gott geehrt werden.

Wenn das das Leben mal nicht völlig auf den Kopf stellt…

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