Über Wirklichkeit, Widerspruch und Widerstand

„Gott will allen Menschen mit Gnade begegnen! Alle, die wollen, können zu ihm gehören. Sie müssen dafür nichts leisten, es ist allein Gottes freie Entscheidung! Ein Leben in der Zuwendung Gottes ist möglich und unvergänglich – selbst der Tod kann es nicht zerstören!“

Das ist das „Evangelium“, die „gute Nachricht“. Wer würde sie nicht gerne hören? Wer würde sie nicht gerne glauben? Wer würde sich nicht gerne darauf einlassen? Antwort: Ziemlich viele Menschen. Ziemlich viele wollen von der guten Nachricht nichts hören, können sie nicht glauben, tun sich schwer damit, sich auf sie einzulassen.

Das stellten schon die ersten Christinnen und Christen vor knapp 2.000 Jahren fest. Leute wie der junge Timotheus, der von seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike gelernt hatte, was es mit der „guten Nachricht“ auf sich hatte. Aber auch Timotheus bemerkt: Die gute Nachricht trifft auf Widerspruch und Widerstand. Auch er, der es aufrichtig und ehrlich meint, erntet für sein Gottvertrauen von anderen Kritik, Anfeindung und Ablehnung. Wie soll er bloß damit umgehen?

Der Apostel Paulus, der Timotheus viel über das Leben als Christ beigebracht hatte und mittlerweile wegen seines Glaubens selbst im Gefängnis sitzt, schreibt dem jungen Timotheus einen Brief, der uns als „2. Timotheusbrief“ im Neuen Testament überliefert ist.

In dessen erstem Kapitel ermutigt Paulus Timotheus, seine von Gott geschenkte Begabung zur Weitergabe der „guten Nachricht“ auch im Angesicht von Widerspruch und Widerstand bewusst weiter auszuleben. Er schreibt:

„Lass die Gaben, die Gott dir gegeben hat, zur vollen Entfaltung kommen! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Ängstlichkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit!“

Dann erinnert Paulus Timotheus daran, dass Widerspruch und Widerstand nichts daran ändern, dass Christen Menschen sind, die zu Gott und damit auch zueinander gehören. Dafür sollten sie auch einstehen, so Paulus in Vers 8 – auch dann, wenn damit persönliche Nachteile verbunden sind:

„Bekenne dich daher ohne Scheu zu unserem Herrn, und schäme dich auch nicht, zu mir zu stehen, nur weil ich ein Gefangener bin… sei vielmehr auch du bereit, für das Evangelium zu leiden. Gott wird dir die nötige Kraft geben.

Für Paulus ist klar: Wenn die „gute Nachricht“ wirklich wahr ist, dann lohnt es sich auch, dafür einzustehen. Denn am Ende geht es um die Wirklichkeit. Darum, dass Gott allen Menschen gnädig sein will und das – Zitat (2. Timotheus 1,10):

„…jetzt, wo Jesus Christus in dieser Welt erschienen ist, Wirklichkeit geworden [ist]. Er, unser Retter, hat den Tod entmachtet und hat uns das Leben gebracht, das unvergänglich ist.“

Gott will allen Menschen mit Gnade begegnen. Das hat er in Jesus Christus erfahrbare Wirklichkeit werden lassen. Wer sich darauf einlässt, erfährt ein Leben in der Zuwendung Gottes, das über den Tod hinaus reicht.

Wie Lois und Eunike, Paulus und Timotheus und zusammen mit allen Christinnen und Christen will ich an dieser Wirklichkeit festhalten.

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