Freiheit zur Freiwilligkeit

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„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.“ schreibt Martin Luther 1520 in seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, einem der zentralen Dokumente der Reformation. Ein Satz wie eine Bombe in der damaligen Zeit. Ein Satz, der das Mittelalter beendet. Ein Satz, der wiederholt missverstanden oder missbraucht wurde, um den Kampf für Freiheit mit allen Mitteln und gegen alle Grenzen religiös zu rechtfertigen.

Auch wenn es nach 500 Jahren immer noch hier und da zu Herrschsucht oder Machtmissbrauch im Zeichen des Kreuzes kommt, nimmt das Luthers Erkenntnis nichts von ihrer Wahrheit oder Wucht: Wer Jesus nachfolgt, ist innerlich an Christus allein gebunden und damit frei von der Herrschaft anderer – seien es Klerus, Kirche oder religiöse Gesetze. Der christliche Glaube ist freiheitlich, oder er ist nicht christlich.

Und dann steht da noch ein zweiter Satz in Luthers Schrift: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Wer innerlich allein an Christus gebunden ist, ist frei, anderen freiwillig zu dienen. Sie freiwillig zu achten und zu respektieren. Sie freiwillig zu lieben. Christlicher Glaube wendet sich in seiner Freiheit freiwillig anderen Menschen zu, setzt sich für sie ein. Ein egoistischer Christ ist ein Widerspruch in sich selbst.

Echte Freiheit und dienende Freiwilligkeit, das ist ein Spannungsfeld. Und wie alle Spannungsfelder manchmal nicht leicht zu navigieren, aber immer lohnend zu leben. Sollen wir’s gemeinsam versuchen?

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