Es ist eins der berühmtesten Bewerbungsgespräche der Weltgeschichte. Und eins der seltsamsten dazu: Der Bewerber ist eigentlich überqualifiziert, arbeitet seit 40 Jahren nur als Hilfsarbeiter und ist mit 80 nur noch schwer als Berufseinsteiger vermittelbar. Er musste für das Gespräch seine Schuhe ausziehen, mit einer Pflanze sprechen – und dabei wollte er den Job eigentlich gar nicht.
Und dennoch bekommt Mose den Job.
Der Ablauf dieses Bewerbungsgesprächs ist im Alten Testament in 2. Mose 3,1 – 4,17 beschrieben. Es ist die Berufung des Mose (damals konnte man sich noch keine Nachnamen leisten) zum Retter der Israeliten aus der Sklaverei aus Ägypten. Berufen wurde er von Gott selbst , und Gott hat das geschafft, obwohl Mose den Job gar nicht wollte. Dabei hatte der fünf wirklich gute Gründe – aber Gott fand, es seien Ausreden, die alle letztlich bei ihm nicht zogen, wie Jared Wilson in seinem Blog eindrücklich zusammengefasst hat:
- Mose: Wer bin ich, dass ich für dich sprechen könnte? – Gott: „Es spielt keine Rolle, wer du bist; ich werde mit dir sein.“
- Mose: Was soll ich sagen, für wen ich arbeite? – Gott: „Ich bin, der ich bin.“
- Mose: Was, wenn die Leute nicht tun was ich sage? – Gott: „Du beeindruckst sie nicht mit deinen Leistungen, sondern mit meinen. Hier hast du ein paar Wunder!“
- Mose: Isch kann nisch rischdisch schprechen! – Gott: „Ich weiß besser als du, was du kannst und was nicht. Ich habe dich schließlich erschaffen!“
- Mose: Kannst du nicht jemand anderen nehmen? – Gott: „Ich werde jemanden an deine Seite stellen, aber nicht an deiner statt.“
Ich finde, Mose hat es wirklich versucht. Wer schafft es schon, Gott auch nur ein- oder zweimal zu widersprechen? Und Mose sind sogar fünf Gründe eingefallen, warum er eigentlich der Falsche für den Job ist! Aber keine seiner Ausreden hat bei Gott gezogen.
Hast du schon einmal versucht, Gott zu widersprechen? Wenn ja: Wenn Gott Mose berufen konnte – meinst du wirklich, deine Ausreden würden besser ziehen?
Ist es nicht eher so, dass Gott für die Welt GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung à la Monty Python) als überqualifiziert eingestuft und dann schließlich aufgrund unvorhergesehener Umstrukturierungsmaßnahmen entlassen wurde? Und dass danach dem Menschen Stück für Stück die Fähigkeit abtrainiert wird, gehaltvolle Metaphern zu verstehen? Metaphern, die den Menschen weg von der Oberflächlichkeit der materiellen Welt bringen, Zugang zur Tiefe verschaffen und damit zu den zentralen Energiequellen. Denn weder Gott noch sein Gegenspieler sind wirkliche Figuren, sondern Darstellungen für die Beziehungen eines Menschen zu dem Universum, von dem er ein Teil ist. Und das ist ihm unter entsprechenden Bedingungen durchaus bewusst, aber wie schon oben erwähnt, haben wir durchaus die Möglichkeit, uns diese Fähigkeit abtrainieren zu lassen bzw. selbst abzutrainieren, um auch einmal die Selbstverantwortung dafür mit ins Spiel zu bringen. Es wäre gut, wenn Glaube endlich als das verstanden würde, was er wirklich ist: die individuelle Beziehung eines Menschen zum Universum – jenseits von Dogmen und heiliger Schriften, die lediglich zu diesem Beziehungsaufbau inspirieren wollen und damit alle gemeinsam auf ein Grundbedürfnis des Menschen hinweisen.
@Tom: „Beziehung zum Universum“? Da rede ich von einem anderen Gott als du… mein Gott ist nicht „alles da draußen“, sondern ist in Jesus auf diesen Planeten gekommen um be-greif-bar und fass-bar zu werden. Wenn’s um eins geht im christlichen Glauben, dann um eine Beziehung – zu einem persönlichen Gott, zu einem der das Universum erschaffen hat. Warum soll ich mich mit einer „Beziehung“ zu einer Sinfonie zufrieden geben, wenn mich der Komponist selbst zu einer Freundschaft einladen will?