Das so genannte Alte Testament

Es ist meistens etwas angespannt und manchmal auch komplett gestört: Das Verhältnis zwischen Christen und dem Alten Testament. Wozu braucht man es? Ist es noch „gültig“ – wo es doch das „Neue“ gibt? Ist das nicht ein ganz anderes Gottesbild im „Alten“, als das was Jesus über seinen „Vater im Himmel“ gelehrt hat?
Die Autoren Tim und Gertrud Geddert plädieren in ihrem Buch „Das so genannte Alte Testament“ leidenschaftlich dafür, dass Christen auf das Alte Testament nicht verzichten können – und auch nicht verzichten dürfen. Das Buch steckt voller systematischer Theologie, zieht viele rote Fäden quer durch die Bibel vom Alten zum Neuen Testament. Und ist doch nie spröde, abgehoben oder unverständlich.
Ich finde es bemerkenswert, dass die Autoren um problematische Themenbereiche keinen Bogen machen (wie z.B. Krieg im Alten Testament oder die überwältigende Fülle an Opfergesetzen), aber es vermeiden eine reine Verteidigungsschrift zu formulieren. Sie schaffen es vielmehr überzeugend aufzuzeigen, wie das Alte Testament in vielerlei Hinsicht ein Anlauf und eine Vorbereitung für das Neue Testament ist.
Persönlich hat mich besonders die Darstellung des Bundesgedankens überzeugt und weitergebracht – die Geschichte eines Gottes, der durch alle Höhen und Tiefen hindurch beharrlich an seinen Menschen festhält und daran, dass sie ein Segen sein sollen für die ganze Welt.
Studierwütigen Theologen wird das Buch vermutlich zu wenig Fußnoten bieten, und eine lockere Ferienlektüre für’s Freibad ist es auch nicht – dazu fehlt den Autoren dann doch die Begabung für Bilder und Illustrationen, wie Sie Max Lucado oder John Ortberg auszeichnet.
Dennoch finde ich das Buch für viele Christen eine lohnende Anschaffung – nicht nur dann, wenn man mit dem Alten Testament nicht so wirklich klarkommt. Zentrale theologische Fragen zum Alten Testament und auch zum christlichen Gottesbild werden auf eine Art und Weise vermittelt, die wenig theologische Fachkenntnisse voraussetzen. Lesenswert!

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