Erschöpft

Leer, ausgebrannt, bedient, kraftlos, mutlos, erschöpft. Es gibt viele Worte dafür, wenn der persönliche Energiehaushalt in die roten Zahlen gerutscht ist. Manchmal fühle ich mich so. Gestern zum Beispiel.
Erwin McManus verdanke ich einige Einsichten zu diesem Thema, die ich sofort als unvermeidlich logisch und richtig empfinde: Es gibt viele Untersuchungen, die zeigen dass ein Erschöpfungsgefühl nicht zwingend mit einer zu hohen Arbeitsbelastung zusammen hängt. Klar: Wenn jemand den ganzen Tag auf einer Baustelle schuftet, ist er abends körperlich fertig. Wenn jemand an einem tiefgreifenden Burnout leidet, hat das meist auch etwas mit zu hoher Arbeitsbelastung zu tun (und entzieht sich einfacher Blog-fähiger Lösungen).
Aber warum sind manche Menschen schon bei wenig Belastung schnell erschöpft – und andere nicht?
McManus identifziert anhand der Geschichte von Elia auf der Flucht vor Isebel aus dem Alten Testament drei Faktoren, die uns die Energie zum Weitermachen rauben:

  1. Ich sehe nicht länger das andere Ende des Tunnels, der Krise, der Herausforderung, der Belastung. Nicht umsonst schreiben fast alle Autoren des Neuen Testaments so oft von „Hoffnung“, vom Ende her. Elia konnte sich nicht mehr vorstellen, auch noch der Verfolgung durch Königin Isebel zu entgehen (nach dem er es vorher eigenhändig mit mehreren tausend Baalspriestern aufgenommen hatte!). Wenn ich mir nicht mehr vorstellen kann, auf der anderen Seite irgendwie heil rauszukommen, dann verliere ich die Energie, weiterzumachen.
  2. Ich sehe nicht länger, welche Auswirkungen mein Tun haben. Warum es für andere Menschen, für mich selber, für meine Welt wichtig ist. Warum es relevant ist. Elia legt sich unter einen Busch und will sterben, weil er nicht länger sehen kann, dass sein Einsatz einen Unterschied macht. Wenn ich das nicht mehr sehen kann, dann verliere ich die Energie, weiterzumachen.
  3. Ich sehe nicht länger, dass andere an meiner Seite stehen. Wenn ich mich alleine fühle in den Herausforderungen, alleine auf weiter Flur, alleine meine die Stellung halten zu müssen. Elia ging das so; er sah sich als der einzig übriggebliebene Gerechte in Israel. Warum noch kämpfen? Wenn ich das nicht mehr sehen kann, dass ich nicht alleine bin – dann verliere ich die Energie, weiterzumachen.

Am Ende ist es Gott selbst, der sich um Elia kümmert, ihn stärkt an Leib und Seele. Und ihm zeigt: Du wirst durch diese Krise hindurchgehen. Es macht einen Unterschied in der Welt, ob du mir dienst oder nicht. Und du bist nicht der einzige, der in Israel seine Knie nicht vor dem Götzen Baal gebeugt hat.
Ich wünsche mir das auch. Von Gott und den Menschen um mich herum. Ich wünsche mir, dass unsere Gemeinden Orte werden, wo wir das – wie Elia – ganz tief neu begreifen können:
Es gibt einen Weg für dich durch die Krise. Wer du bist und was du tust, macht einen Unterschied in der Welt. Und du bist nicht allein.

0 Response
  1. > Ich wünsche mir, dass unsere Gemeinden Orte werden, wo wir das – wie Elia – ganz
    > tief neu begreifen können …
    Hmm …
    Gerade dass kann Gemeinde nicht leisten. Sie kann kein Ersatz sein für Dein in die Ruhe/Wüste gehen und Gott zu suchen. Der Ort des Auftanken ist Jesus selbst – es gibt keinen Mittler mehr – auch nicht die Gemeinde.
    Seitdem ich das begriffen habe bin ich vom Gemeinde-leben frei geworden.
    Ausbrennen denke ich kommt immer dann wenn der Dienst wichtiger wird als der Herr selbst. Natürlich gibt es trotzdem Situationen die uns bis auf das äusserste fordern. Aber der Herr selbst hat es uns gezeigt und immer wieder Auszeiten beim Vater genommen. So hat er seien Vertrautheit zum Vater gepflegt und vertieft. Genau so können wie das auch machen.
    Jesus und der Vater der schon wartet mit in der der Stille – das hat dann Effekt auf den Rest des Tages/Woche Diese Stille in ihm kannst du mitnehmen.
    Karl

  2. > Ich wünsche mir, dass unsere Gemeinden Orte werden, wo wir das – wie Elia – ganz
    > tief neu begreifen können …
    Hmm …
    Gerade dass kann Gemeinde nicht leisten. Sie kann kein Ersatz sein für Dein in die Ruhe/Wüste gehen und Gott zu suchen. Der Ort des Auftanken ist Jesus selbst – es gibt keinen Mittler mehr – auch nicht die Gemeinde.
    Seitdem ich das begriffen habe bin ich vom Gemeinde-leben frei geworden.
    Ausbrennen denke ich kommt immer dann wenn der Dienst wichtiger wird als der Herr selbst. Natürlich gibt es trotzdem Situationen die uns bis auf das äusserste fordern. Aber der Herr selbst hat es uns gezeigt und immer wieder Auszeiten beim Vater genommen. So hat er seien Vertrautheit zum Vater gepflegt und vertieft. Genau so können wie das auch machen.
    Jesus und der Vater der schon wartet mit in der der Stille – das hat dann Effekt auf den Rest des Tages/Woche Diese Stille in ihm kannst du mitnehmen.
    Karl

  3. @Karl:
    Hmm… gerade das soll, kann und muss Gemeinde leisten. Natürlich gibt es keinen Mittler für das Heil, außer Christus selbst. Das war aber auch gar nicht die Frage!
    Wenn du von „Gemeindeaktivitäten“ sprichst – einverstanden; das kann und darf nie ein Ersatz sein für meine persönliche intime Begegnung mit meinem Vater im Himmel.
    Aber nirgendwo im Neuen Testament finde ich den Aufruf, „vom Gemeindeleben frei zu werden“ – ganz im Gegenteil: Gott ist in sich selbst Gemeinschaft, und er legt seine Menschen auf Gemeinschaft hin an, und Jesus selbst beruft seine Gemeinde dazu, eine solche Gemeinschaft zu sein.
    Warum sollte Jesus die Gemeinde als seine „Braut“ lieben, wenn es sie eigentlich gar nicht braucht? Warum sollte er der Kopf eines Leibes sein, den es eigentlich gar nicht braucht?

  4. @Karl:
    Hmm… gerade das soll, kann und muss Gemeinde leisten. Natürlich gibt es keinen Mittler für das Heil, außer Christus selbst. Das war aber auch gar nicht die Frage!
    Wenn du von „Gemeindeaktivitäten“ sprichst – einverstanden; das kann und darf nie ein Ersatz sein für meine persönliche intime Begegnung mit meinem Vater im Himmel.
    Aber nirgendwo im Neuen Testament finde ich den Aufruf, „vom Gemeindeleben frei zu werden“ – ganz im Gegenteil: Gott ist in sich selbst Gemeinschaft, und er legt seine Menschen auf Gemeinschaft hin an, und Jesus selbst beruft seine Gemeinde dazu, eine solche Gemeinschaft zu sein.
    Warum sollte Jesus die Gemeinde als seine „Braut“ lieben, wenn es sie eigentlich gar nicht braucht? Warum sollte er der Kopf eines Leibes sein, den es eigentlich gar nicht braucht?

Leave a Reply