Wie sind eigentlich Christen so? Woran merkt man bei einem Menschen, dass er Jesus Christus nachfolgt?
Ich finde, an dieser Frage hängt eine Menge dran. Denn in unserer Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die mit Gott und dem Glauben wenig anfangen können. Und die machen sich ihr Bild vom christlichen Glauben anhand dessen, das sie bei Christen beobachten.
Und was beobachten sie? Wie sind Christen so?
Leider fällt die Antwort auf diese Frage nicht immer positiv aus. Mir ist im Gespräch mit glaubensfernen Menschen immer wieder die Beschreibung begegnet, Christen seien weltfremd, selbstgerecht, heuchlerisch.
Mag sein, dass da manchmal jemand von einer einzelnen schlechten Erfahrung auf „die“ Christen schließt. Oder dass sich jemand manchmal mit Vorurteilen die Frage nach Gott vom Leibe halten will. Aber es wäre zu einfach, solche negativen Eindrücke einfach vom Tisch zu wischen. Denn wenn das Verhalten von Christen die einzige Bibel sind, die viele Menschen heute lesen, dann ist es nicht egal, wie sie Christen erleben.
Dem Apostel Paulus war das übrigens auch nicht egal. In seinem Brief an die erste christliche Gemeinde in Ephesus schreibt Paulus darüber. Ob man Christ ist und zu Gott gehört, oder ob man ohne Gott lebt – das ist für ihn ein Unterschied wie Tag und Nacht. Wörtlich: Ein Unterschied wie zwischen Licht und Finsternis.
„Finsternis“, das steht bei Paulus für die Gottesferne. Da, wo Menschen sich vor Gott fürchten oder verstecken. In dieser Finsternis ist all das zu Hause, was Menschen kaputt macht: Bosheit, Unterdrückung, Lüge.
„Licht“ ist für Paulus dagegen der Einflussbereich Gottes. Da, wo Güte statt Bosheit herrscht, Gerechtigkeit statt Unterdrückung, Wahrheit statt Lüge. Da, wo die Liebe Gottes alles durchdringt und verändert.
Im Epheserbrief, Kapitel 5, Vers 8 und 9 ruft Paulus die Christen auf:
Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
„Kinder des Lichts“, das bedeutet: Christen sind Menschen, die Gott befreit hat aus der Dunkelheit und die jetzt im Licht leben können. Dort, wo die Liebe Gottes sie durchdringt und verändert. Und diese Liebe Gottes, sie bringt im Leben der Christen nach und nach sichtbare Früchte hervor: Güte. Gerechtigkeit. Wahrheit.
Damit haben Christen keinerlei Anlass, stolz oder selbstgerecht zu sein. Christen sind Menschen, die Gott aus der Finsternis herausgeholt hat und aus denen Gott nun die Reste der Finsternis herausholt.
Christen sind also ein noch unvollendetes Werk, eine Baustelle Gottes. Wenn sie nun krampfhaft versuchen, eine perfekte fromme Fassade zu zeigen, dann wirkt das tatsächlich schnell weltfremd, selbstgerecht, heuchlerisch.
Wenn Christen aber einen offenen Blick darauf zulassen, dass sie eine Baustelle Gottes sind – dann kann an ihrem Leben nach und nach die Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes sichtbar werden.
Ich glaube: Für eine Welt, die in Finsternis verstrickt ist, gibt nichts anziehenderes.