Gottes Bettler

In der zurückliegenden Wochendausgabe der Süddeutschen Zeitung findet sich eine unauffällige, skurrile aber bewegende Geschichte von Charlotte Frank:

Es ist, als würden sie nie schlafen, die Obdachlosen vom Bahnhof Sternschanze [in Hamburg], die zu jeder Tages- und Nachtzeit am Fahrkartenautomaten auf Wechselgeld warten. Ich hab aber keins, im Gegenteil: Mir fehlen 50 Cent. Als ich einen Freund darum bitte, mischt sich ein Obdachloser ein: „Wieviel brauchst Du?“, fragt er und klimpert mit den Münzen in seinem Pappbecher. „Nichts“, lüge ich, ich kann von ihm nichts nehmen! Doch er beharrt. In Rumänien, seiner Heimat, würden Männer Frauen noch aushalten. Zudem laufe das Geschäft super. Der Kleingeldbecher tanzt vor meinen Augen. Ich will den Mann nicht beleidigen und nehme das Geld, so gerührt wie peinlich berührt. Als ich gehen will, reißt er sein Hemd auf und reckt mir die Brust entgegen. Darauf ein tätowiertes Kreuz. Jesus, erklärt der Obdachlose, hätte einer Bedürftigen wie mir auch geholfen.

Manchmal erkennen wir die eigene Hilfsbedürftigkeit erst in der Begegnung mit anderen, die in Jesus Hilfe gefunden haben…

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