Der Sechsjährige, der mal wieder die vereinbarte Bildschirmzeit überzogen hat … die Freundin aus der Clique, die nicht über ihre Mitschülerin gelästert haben will … der Fußballstar, der gestenreich beteuert, seinen Gegenspieler nicht berührt zu haben, der sich vor Schmerzen auf dem Rasen krümmt … sie alle haben ein Problem mit Fehlerkultur. Wir alle haben ein Problem mit Fehlerkultur.
Haben wir nicht von klein auf gelernt, dass es unangenehm wird, wenn wir bei Fehlern erwischt werden? Aber als Menschen sind wir nun einmal nicht fehlerfrei, und „Keine Fehler machen“ ist keine realistische Option. Deshalb fangen wir an, Fehler zu verstecken. Vor uns selbst. Vor anderen Menschen. Und vor Gott auch.
Dabei hat Gott eine ganz andere Fehlerkultur. Es ist vielleicht eine der nachhaltigsten Verleumdungen des Allerhöchsten, dass Gott Fehler unbarmherzig bestrafen würde. In der Bibel lese ich das Gegenteil – immer und immer und immer wieder. Zum Beispiel im Alten Testament im Buch der Sprüche. Dort heißt es (Sprüche 28, 13):
Wer seine Missetat leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
Gott hat kein Problem damit, wenn ich Fehler mache. Gott hat ein Problem damit, wenn ich Fehler verstecke. Denn damit behaupte ich so zu sein, wie nur Gott ist: unfehlbar. Und obwohl Gott unfehlbar ist, begegnet er meiner Fehlerhaftigkeit grundsätzlich mit Barmherzigkeit.
Von dieser Fehlerkultur Gottes lebe ich. Und sie inspiriert mich, selbst barmherziger mit mir selbst und anderen Menschen umzugehen.