Neulich beim Abendessen mit den Kindern. Aus irgendeinem Grund wendet sich die Aufmerksamkeit unserem Sohn zu, als er erzählt, wie sein Tag in der Schule war. Alle fragen nach, nehmen Anteil.
Plötzlich ein kleines, quengeliges, unüberhörbar lautes und eindringliches Stimmchen von der gegenüberliegenden Tischseite:
Schau zu mir, Mama!
Zuerst musste ich sehr schmunzeln über diesen engagierten Einwurf unserer Tochter. Dann kam der zweite Gedanke: Wie viel unseres Lebens besteht eigentlich aus einem mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen „Schau zu mir“? Guinessbuch der Rekorde, Deutschland sucht den Superstar, die neuesten Klamotten, das neueste Technikspielzeug, wenn ich schlecht über andere rede… alles ein einziges „Schau zu mir!“. Nehmt mich wahr. Nehmt an mir Anteil.
Wir Erwachsenen haben das perfektioniert, haben verfeinerte Methoden, schreien nicht einfach lautstark quer über den Abendbrottisch. Aber in uns drin schreit es nicht weniger laut. Schau zu mir.
Wie gut, dass ich einen Gott habe, der nicht nur „zu mir schaut“, sondern der mich durch und durch kennt – meine Motive, meine Gedanken, meine Taten, meine Unterlassungen.
Und der mich trotzdem liebt. Das ist der einzige Grund, warum ich selbst von mir wegschauen kann. Ab und zu wenigstens…