Vergebliche Liebesmüh‘

Wann hast du dich das letzte Mal so gefühlt wie Sisyphos? Wie dieser Mann aus der antiken Legende, der einen großen Stein einen Berg hinauf rollen muss. Und immer, wenn er fast oben ist, rollt der Stein wieder hinunter, und Sisyphos muss von vorne anfangen. Immer weiter, ohne Ende.

Es gibt Berufe, da sieht man abends, was man geschafft hat. Und es gibt Berufe, da bleibt das lange unsichtbar. Zum Beispiel da, wo sich Menschen in andere Menschen investieren. Auch da, wo Christinnen und Christen andere Menschen auf ihrer Glaubensreise begleiten. Wer sich als Pastor oder als Seelsorgerin für andere Menschen einsetzt, kann sich schnell wie der Sisyphos aus der Legende vorkommen. Das eigene Engagement – vergebliche Liebesmüh‘?

Ich glaube, dieses Gefühl ist gar nicht so selten. Im 3. Johannesbrief lese ich von der Freude des Autors, der sich in einen anderen Christen namens Gaius investiert hat – und eines Tages bekommt er von Dritten berichtet, wie stark mittlerweile der Glaube das Leben von Gaius prägt. Dort heißt es wörtlich (3. Johannes 1, 4):

Für mich gibt es keine größere Freude als diese, dass ich mitbekomme, wie meine Schüler ihr Leben in der Wahrheit Gottes führen… Du hast dich als zuverlässig gezeigt… solch ein Verhalten passt zu Gottes Wesen!

Wenn du zu denen gehörst, die sich in andere Menschen investieren, und wenn du dich vielleicht gerade heute wie Sisyphos vorkommst, möchte ich dir mit diesen Versen Mut machen. Es gibt Früchte am Baum und Früchte unter der Erde. Den einen kann man beim Wachsen zusehen, die anderen werden erst sichtbar, wenn sie reif zur Ernte sind. Und es wird sehr wohl wahrgenommen, was Einzelne an Liebe und Mühe investiert haben. Von anderen Menschen – vor allem aber von Gott.

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