Wenn du Menschen triffst, die eine inspirierende Idee verfolgen oder an einem Herzensprojekt arbeiten, kannst du ihnen übliche Fragen stellen. Oder eine wirklich interessante Frage.
Die üblichen Fragen lauten zum Beispiel: Was machst du da? Wie machst du das? Wie lange brauchst du noch? Die interessantere Frage ist: Warum? Warum machst du das? Was suchst du … eigentlich? Denn die Frage „Was suchst du?“ erschließt Motive und Antriebe – und das innere Bild, das ich von dem habe, was ich tue. Dieses innere Bild bestimmt, was mir Kraft gibt, wie ich mit Kritik umgehe, wie ich Durststrecken durchstehe und vieles mehr.
Also, wenn du eine inspirierende Idee verfolgst oder an einem Herzensprojekt arbeitest – was suchst du eigentlich? Was ist dein inneres Bild von dem, was du da tust?
Ist es vielleicht „Ich will ein Problem lösen“? Oder „Ich will erfolgreich sein“? Oder „Ich lasse meiner Kreativität ihren Lauf“? Oder „Ich will meine Kritiker überzeugen“?
Solche innere Bilder können Menschen enormen Antrieb geben – und manchmal das Leben auch wirklich schwer machen. Ich glaube, „Machen“ oder „Gründen“ ist ohne Durstrecken, Enttäuschungen und Rückschläge nicht zu haben. Aber vielleicht gibt es ein inneres Bild, das auch in schwierigen Zeiten hilfreich bleibt.
Und das ist das Bild der Schatzsuche.
Wer einen Schatz sucht, behält eine Sache ganz fest in der Hand – und alles andere ganz lose. Was du als Schatzsucher oder Schatzsucherin nie loslässt, ist deine Überzeugung, dass es diesen Schatz wirklich geben muss. Was du nur ganz lose in der Hand hältst, ist der Weg. Ob du an einer Kreuzung rechts abbiegst oder links. Die Richtung, die du morgens einschlägst. Wie weit du an einem Tag kommst. Wer dir auf deiner nächsten Etappe mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Wie weit du bestehenden Karten vertrauen kannst. Und wann es Zeit ist, eigene Karten zu zeichnen. Wann du dich durchs Dickicht kämpfst. Und wann es weise ist, umzukehren und ein Stück zurückzulaufen, um einen besseren Weg nach vorne zu finden.
Schatzsucher sind und bleiben Lernende. Sie lernen von ihren Erfolgen und noch viel mehr von ihren Rückschlägen. Sie kommen an 1.000 Orten vorbei, wo der Schatz nicht ist. Sie lernen dabei unfassbar viel über die Welt, über sich selbst, über andere Menschen, bevor sie den Schatz überhaupt erreichen.
Vielleicht ist es das, was „Machen“ und „Gründen“ so spannend macht: Nicht der Moment des Erfolgs am Ende. Sondern die Reise bis dorthin. Das ist wie bei Indiana Jones: Er ist auf der Suche nach einem wertvollen Schatz. Aber das, was sein Leben als Abenteurer so spannend macht (und den Film für mich als Zuschauer) ist alles das, was unterwegs passiert.
Nein, im Leben ist der Weg selten das Ziel. Aber ich glaube, wer mit dem inneren Bild einer Schatzsuche, mit Neugier und Lernbereitschaft unterwegs ist, hat bessere Chancen tatsächlich am Ziel anzukommen. Und der Suche unterwegs so viel abzugewinnen, dass dieser Moment im Ziel nicht mehr ist als der krönende Abschluss eines Abenteuers, das es unterwegs schon längst wert war, gelebt zu werden.
(Text zuerst veröffentlicht im sinnkubator Newsletter)