Post vom Kap 8 – Revolutionäre Versöhnung

Manchmal gibt es Momente, in denen ein völlig neues Licht auf Altbekanntes fällt – und in denen man sich fragt, wie man das bisher heute nicht sehen konnte. Mich fasziniert an der Bibel, dass es beim Lesen auch nach Jahren immer wieder solche Momente gibt. Mich fasziniert am Lausanne-Kongress, dass ich solche Momente zusammen mit anderen Christen aus völlig verschiedenen Kulturen und Glaubenstraditionen erleben kann.
Heute morgen war so ein Moment – während einer Bibelarbeit mit Ruth Padilla DeBorst, aus Costa Rica. Anhand des Bibeltextes aus Epheser 2 haben wir in unserer Tischgruppe zwischen Malaysia und Malawi darüber gesprochen, dass Christus nicht nur Versöhnung zwischen Gott und Mensch geschaffen hat. Sondern auch zwischen verschiedenen Volksgruppen.
Paulus schrieb den Brief an die Gemeinde in Ephesus in eine Welt hinein, inder der römische Kaiser der Garant der Pax Romana war – als selbst ernannter „Herr und Erlöser“ in Rom erzwang er äußeren Frieden durch Legionen und Gesetze. Frieden, Einheit, Versöhnung – Pax Romana war das Maximum dessen, wie nahe man mit menschlichen Mitteln diesem Ziel kommen konnte.
Und dann beschreibt Paulus ab Vers 4, wie Gott einen neuen, besseren, wahren Frieden stiftet – in und durch Christus: „Aber Gott…“ Statt äußeren Frieden durch Bedrohung mit der Todesstrafe zu erzwingen (Pax Romana), schenkt Gott in Christus inneren Frieden, indem er selbst die Todesstrafe auf sich nimmt. Im Reich Gottes gibt es keine Pax Romana, sondern eine Pax Christi.
Jesus stiftet nicht nur Frieden – er predigt auch Frieden (V17) – das schreibt Paulus in einer Gesellschaft, die die Macht des gesprochenen Wortes verehrte und Worte einsetzte, um die Massen zu bewegen und zu beeinflussen, um Prestige und Einfluss zu gewinnen.
Für die Christen in Ephesus tritt dadurch neben das römische Bürgerrecht eine höheres Bürgerrecht – das „Bürgerrecht im Himmel“. Ruth Padilla sagt dazu:
„Citizenship in Rome depened on lineage and money. In Judaism, the temple walls were built to keep the ins in and the outs out. But in Christ, citizenship just depends on what God has done for all of us.“
Mein Sitznachbar Ong aus Malaysia sagt dazu: „In the body of christ you have no choice in who you want to love“. Und ich frage mich: Sehen die Leute an und in unseren Gemeinden diese Art von versöhnter Gemeinschaft, die über menschlich verordnete Gleichförmigkeit weit hinaus geht? Leben wir eine Pax Christi – oder doch nur eine Pax Romana?

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