Gott ist kein Populist

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Populisten sind gut darin, dass sie die Loyalität ihrer Anhänger binden, ihre Emotionen aufpeitschen und zur Durchsetzung der eigenen Ziele nutzen. Dabei teilen sie die Welt oft feinsäuberlich ein in „die“ und „wir“.

„Die“ sind die anderen, die uns Böses wollen. „Die“ haben in allem immer Unrecht. „Die“ haben nichts Gutes verdient. „Wir“ dagegen sind die Guten. „Wir“ sind automatisch immer im Recht. „Wir“ sind zu nichts Bösem fähig. Da zählt nicht länger, was ich wirklich denke. Sondern nur, zu welcher Gruppe ich gehöre – und dass ich meine Emotionen gegen die Menschen richte, die meine Gruppe als Gegner auserkoren hat.

Populismus ist in der Geschichte nicht neu, und er ist auch nicht auf Politik beschränkt, denn in Glaubensfragen funktioniert er genauso.

Paulus, der Apostel, konnte ein Lied davon singen. Er ist als frommer Jude aufgewachsen und ausgebildet.  Als ihm Jesus begegnet, bekommt er  einen neuen, tieferen Glaubenshorizont. Und doch verwahrt sich Paulus dagegen, seine früheren Glaubensgenossen in Bausch und Bogen zu verdammen. Er segnet auch nicht jede noch so kritikwürdige Verhaltensweise seiner neuen Glaubensgenossen einfach ab, nur weil die ja „auf der richtigen Seite” stehen.

In einem seiner Briefe, die uns im Neuen Testament überliefert sind, im Römerbrief, stellt Paulus kurz und knapp klar:

Es ist kein Ansehen der Person vor Gott.

Zu Gott beten, ihn in meine Pläne und Gedanken einbeziehen, mein Leben und meine Werte an seiner Wirklichkeit ausrichten – all das ist gut und richtig und wichtig. Aber es enthebt mich nicht der Notwendigkeit, dass ich mich korrigieren lasse, dass ich üben und wachsen muss. Und dass ich dabei auch dies eine lerne, im Kopf wie im Herzen: die Menschen, die nichts mit Gott zu tun haben wollen, die liebt er keinen Deut weniger als mich.

Es ist kein Ansehen der Person vor Gott. Gott ist kein Populist.

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