Es gibt zwei Sorten von Menschen. Meint zumindest der Regisseur des Films, den ich neulich gesehen habe: „Der Ja-Sager“ mit Jim Carey in der Hauptrolle. Der US-Komiker spielt den Bankangestellten Carl Allen, dessen Leben irgendwie nicht wirklich stattfindet. Beziehung kaputt, seit Jahren lässt er sich von seinem etwas unfähigen Chef piesacken, und auf alle Einladungen seiner wenigen Freunde kennt er nur eine Antwort: „Nein!“. Keine Zeit, muss noch was erledigen, lieber nicht, nicht heute. Mag sein, dass das berufsmäßige Ablehnen von Kreditanträgen acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche, seinen Teil dazu beigetragen hat – Carl ist ein „Nein-Mensch“. Bei allem und jedem sieht er das Risiko, die Gefahren, die Probleme, die Unsicherheiten.
Das ändert sich erst, als er eines Tages einen alten Schulfreund wiedertrifft, der vor Initaitve, Lebensfreude und Verrücktheit nur so strotzt. Der schleppt Carl mit zu einem Kongress mit Motivationsguru Terrence Bundley, der Carl vor hunderten seiner Anhänger in einer Mischung aus Psycho-Show und Gehirnwäsche herausfordert, ab sofort einfach auf jede Frage und jede Einladung in seinem Leben „Ja“ zu sagen. Bei dem Gruppendruck sieht Carl keinen Ausweg, als sich auf das Experiment einzulassen… und mitzuerleben, wie sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Mehr will ich über den Film an dieser Stelle gar nicht verraten, man muss sich selbst ansehen, wie Carl immer wieder in Schwierigkeiten gerät, immer wieder auf die Füße fällt und letztlich neues Vertrauen zum Leben selbst gewinnt.
Mich treibt die Frage um, ob ich nicht auch – vielleicht nicht so extrem wie Carl – ein „Nein-Mensch“ bin. Einer, der immer erstmal abwägt, abcheckt, abklopft und dem es manchmal schwer fällt, sich unbeschwert auf neue Leute und neue Situationen einzulassen. Was wäre, wenn ich mich auf Carls Experiment einlassen würde? Zumindest ein bisschen?
Und ich frage mich, ob Christen tendenziell eher „Ja-Sager“ oder eher „Nein-Menschen“ sind. Klar, Christen sind aufgerufen nicht leichtfertig zu leben, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und z.B. gegen Menschenverachtung oder ethisch fragwürdigen Dingen auch klar Position zu beziehen. Und doch lässt mich der Gedanke nicht los, dass das Leben vieler Christen – meins auch – ein wenig anders aussehen würde, wenn wir tatsächlich glauben würden, dass Gott „die ganze Welt in seiner Hand hält“, dass er genau weiß wie es mir geht und was ich brauche, und dass Jesus gekommen ist, um seinen Leuten „Leben in seiner ganzen Fülle“ zu schenken.
Also, wie steht es um Gottes Bodenpersonal im 21. Jahrhundert – sind wir eher „Nein-Menschen“ oder eher „Ja-Sager“?
Hallo Jörg, da mich die Frage heute mal wieder umgetrieben hat, bin ich über Deinen Blog gestolpert. Würden wir leichter Leben wenn wir auf Fragen die uns begegnen einfach mit Ja antworten? Einladung zu Bekannten? Ja! Hilft mir jemand? Ja! Neue Herausforderung? Ja!
Eine Frage die sich mir dabei stellt und die ich bis jetzt nicht beanworten konnte:
Ist so ein generelles Antworten mit ja auf die Fragen eher eine Flucht aus der Verantwortung eine sinnvolle Entscheidung zu treffen, oder könnte es doch der richtig Weg zu Gottvertrauen und einem erfüllten Leben sein?
@Markus: Ein einfach immer nur „Ja“-sagen ist natürlich weder realistisch und sinnvoll und wäre tatsächlich eine Flucht aus der Verantwortung. Ich denke, es läuft letztlich auf die eigene Persönlichkeit hinaus: Wenn du dazu neigst, immer nur skeptisch zu sein, dich zu verweigern und von Ängsten, Bedenken und Sorgen einmauern zu lassen – dann wage eine fröhliche „Ja“-Flut. Du brauchst keine Angst davor zu haben, dabei wirklich unverantwortlich zu handeln – dazu wärst du mit dieser Persönlichkeitsstruktur gar nicht fähig 🙂
Hilft das?
Ob es hilft werden wir sehen 😉 es motiviert jedenfalls!