Zu welchem Zeitpunkt verlieren wir eigentlich unsere Leichtigkeit beim Umgang mit Fehlern?
Ich finde es bemerkenswert, dass alle Menschen auf die Welt kommen mit der Fähigkeit, Fehler zu machen und daraus zu lernen. So lernen Babys krabbeln, laufen und sprechen. So lernen Kinder Fahrradfahren oder Schlittschuhlaufen. Ausprobieren, Fehler machen, Hinfallen, Aufstehen, neu versuchen. Jedes Mal ein Fehler, jedes Mal aber auch ein kleiner Lernfortschritt.
Und dann kommen wir in die Schule. Und Fehler werden auf einmal zu etwas Negativem. Sie werden rot angestrichen. Je mehr Fehler ich mache, um so weniger Lernfortschritt wird mir bescheinigt. Also fangen wir an, Fehler zu vermeiden. Lesson learned: Fehler machst du besser gar nicht erst!
Aber damit nehmen wir uns zum einen die Chance, aus Fehlern zu lernen. Stattdessen lernen wir von Leuten, die es besser wissen als wir (oder aus Büchern, die solche Leute geschrieben haben), wie es richtig geht. Fehler sind nicht länger Lernhilfe, sondern Symptom von Lernversagen. Also lieber keine Fehler machen. Also lieber Fehler minimieren. Risiko vermeiden.
Und so ernten wir eine Mentalität, die darauf geprägt ist, möglichst keine Fehler zu machen, möglichst kein Risiko einzugehen und statt durch Ausprobieren lieber von denen zu lernen, die es sicher besser wissen als man selbst. Das aber ist das Gegenteil von Innovation. So entstehen keine neuen Ideen, keine neuen Projekte und keine neuen Geschäftsmodelle.
1997 hat Apple seine berühmt gewordene Werbekampagne Think Different gestartet. Darin wird u.a. formuliert:
Auf alle, die anders denken! Auf die Rebellen, die Idealisten, die Visionäre, die Querdenker, die, die sich in kein Schema pressen lassen, die, die Dinge anders sehen. Sie beugen sich keinen Regeln, und sie haben keinen Respekt vor dem Status Quo. Wir können sie zitieren, ihnen widersprechen, sie bewundern oder ablehnen. Das einzige, was wir nicht können, ist sie zu ignorieren, weil sie Dinge verändern, weil sie die Menschheit weiterbringen. Und während einige sie für verrückt halten, sehen wir in ihnen Genies.
Denn die, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.
Einige Jahre später, am 12. Juni 2005, hat Apple-Gründer und CEO Steve Jobs eine Rede auf der Absolvierungsfeier der Stanford University gehalten. Sein Aufruf an die frischgebackenen Absolventinnen und Absolventen für ihren Weg ins Berufsleben lautete:
Stay hungry! Stay foolish!
Man könnte auch sagen: Trau dich mal wieder, verrückte Dinge auszuprobieren! Fehler zu machen, aus ihnen zu lernen und weiter zu machen!
So wie du’s früher als Kind auch gemacht hast…
(Text zuerst erschienen im Newsletter Sinnkubator Update)