Vom Umgang mit Motzern und Meckerern

0

Jeder kennt sie, und niemand mag sie im eigenen Team haben: Kolleginnen oder Kollegen, die an allem etwas auszusetzen haben. Deren hauptsächlicher Kommunikationsinhalt die Beschwerde ist. Über „die Zustände“, „diesen Laden hier“, über „die da oben“. Oder – hinter vorgehaltener Hand – über bestimmte Personen, von der eigenen Vorgesetzten bis hin zum ungeliebten Teamkollegen.

Was beim gemeinsamen Bier nach Feierabend vielleicht zur Frustabfuhr nach einem anstrengenden Tag gehören mag, wird im Arbeitskontext schnell zur Belastung. Für die Kolleginnen und Kollegen, die keine Lust haben, ständig ungefragt Seelenmülleimer für das Motzen und Meckern zu sein. Und für Leiterinnen und Leiter, die eine konstruktive Teamatmosphäre schaffen und ihr Team an einem Strang ziehen sehen wollen, sei es beruflich in der Firma oder ehrenamtlich in der Kirchengemeinde.

Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um das Ansprechen von Problemen oder das Vorbringen von sachlicher Kritik, sondern um ein dauerhaftes Verhalten, das selbst menschenzugewandte Kollegen und Vorgesetzte an ihre Grenzen bringt (meistens sogar gerade die menschenzugewandten zuerst – als würden sich Meckerer besonders an die Hilfsbereiten heften).

Im Gespräch mit Menschen in Leitungsverantwortung habe ich immer wieder festgestellt, wie erstaunlich viel Zeit, Energie und auch guten Schlaf die wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kosten können, die an allem etwas auszusetzen haben. Und zwar gerade dann, wenn man sie nicht einfach abschreiben und kaltstellen, sondern sie gewinnen und ins Team integrieren will.

Wie also am besten umgehen mit Motzern, Meckerern und ständigen Bedenkenträgerinnen?

Leadership-Coach Dan Rockwell gibt in seinem Blog Leadership Freak dazu einige essentielle Einsichten und hilfreiche Hinweise weiter. Hier sind meine Take-Aways, die ich wichtig und wesentlich finde – ergänzt um ein paar Learnings aus der eigenen Praxis:

  1. Motzen und Meckern kann ein gelernter falscher Weg sein, um Aufmerksamkeit oder Unterstützung von der Umwelt zu bekommen.
  2. Motzen und Meckern kann eine Methode sein, um sich selbst wichtig und sicher zu fühlen, gegenüber verunsichernden Umständen oder kompetenteren Teamkollegen.
  3. Wer permanent motzt und meckert, zieht seine Energie aus vermeintlichen Problemen, nicht aus dem Finden von Lösungen.
  4. Wer motzt und meckert, ist in der Regel blind gegenüber der Wirkung, die er oder sie auf das ganze Team hat.
  5. Motzen und Meckern belastet meistens alle und kann ohne Intervention manchmal ein ganzes Team anstecken
  6. Eine Teamkultur, in der permanenter Meckerei permanent mit Verständnis begegnet wird, verliert über kurz oder lang ihre Leistungsträger.
  7. Wenn Leistungsträger meckern, die es sonst nie tun, lohnt es sich immer, hinzuhören: Es gibt ein echtes Problem.
  8. Wer als Leiterin oder Leiter auf Meckerer mit immer neuen Lösungsvorschlägen zugeht, wird sie (a) sowieso nicht besänftigen (siehe Punkt 1), schafft (b) eine objektive Ungerechtigkeit im Team und hat (c) die eigene Rolle aus dem Blick verloren.
  9. Du kannst den ständigen Meckerer am ehesten auf einen konstruktiven Pfad helfen, indem du (a) deine Aufmerksamkeit auf ein notwendiges Minimum reduzierst, (b) ihm im Team keine Extra-Würste brätst und (c) ihn nicht aus der Verantwortung entlässt, selbst an Lösungen für die Aufgaben des Teams mitzuarbeiten.
  10. Ständiges Motzen und Meckern ist letztlich ein unreifes Verhalten. Rechne damit, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass aus ihm jemals der fröhliche Leistungsträger deines Teams werden wird. Behandele den Meckerer wie alle anderen Mitglieder deines Teams auch als Erwachsenen, der für sein Verhalten verantwortlich ist.

Und wie sind deine Erfahrungen mit Motzen, Meckerern und ständigen Beschwerdeträgerinnen? Welchen der zehn Punkte würdest du unterstreichen? Welchen Punkt würdest du ergänzen?

1 Antwort
  1. Wolfgang Reckel

    Gut auf den Punkt gebracht! – Die m.E. wichtigsten Punkte sind 6. und 7.: Den notorischen Meckerern keinen Raum geben, aber der Kritik von Leistungsträgern aufmerksam zuhören.
    – Ergänzen würde ich noch: Positive Akzente gezielt gegen das Meckern einsetzen und so die Stimmung im Team verändern.

Schreibe einen Kommentar