Corona und das Licht der Welt

Vielleicht kann Zeiten wie diesen ein zweites Bild von Gemeinde Jesu hilfreich sein. Gemeinde Jesu ist ja nicht nur „Sammlung, sondern auch „Sendung“.

Es ist das Bild von einem Strom – manchmal breit und scheinbar träge, manchmal wild und ungestüm – der sich seinen Weg durch diese Welt sucht. Manchmal scheint sein Weg versperrt und verstopft durch umgestürzte Bäume oder durch einen Erdrutsch. Aber nichts kann diesen Strom dauerhaft ausbremsen, aufstauen oder zum Versiegen zwingen. Dieser Strom ist Dynamik, Energie, Bewegung. Immer wieder reißt er mit sich, was noch nicht zum Strom gehört, unaufhaltsam unterwegs zu seinem Ziel. Dieser Strom ist auch ein passendes Bild für die unsichtbare, übernatürliche Gemeinde Jesu – und  für die Bewegung des Heiligen Geistes durch diese Welt und durch ihre Geschichte, und für die missio Dei, die große Such- und Rettungs- und Wiederherstellungsmission Gottes.

Sind wir als Christinnen und Christen, und auch als christliche Ortsgemeinden, nicht hinausgesandt in die letzten Winkel und Ritzen dieser Welt, in der jeden Tag Menschen an ihrer Gottesferne geistlich zugrunde gehen?

Ich glaube, dies ist ein wichtiges Bild für die Gemeinde Jesu in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie: Für einen Stausee ist selbst ein kleines Erdbeben oder eine kleine Welle eine Bedrohung. Einem Strom aber kann selbst ein schweres Beben oder eine große Welle nichts anheben. Es ist am Ende nicht die unsichtbare Gemeinde Jesu an sich, die von der Corona-Pandemie erschüttert wird – es ist unser Konzept vom Stausee, es sind unsere Veranstaltungen, unsere Gewohnheiten, unsere Denkmuster, unsere etablierten „Sendeformate“. Für den Strom der Gegenwart und Zuwendung Gottes kann dagegen selbst die Corona-Pandemie eine Gelegenheit sein, neuen Schub zu bekommen, neue Dynamik aufzunehmen, Energie zu tanken für eine neue Wendung.

Die Corona-Pandemie stellt Christinnen und Christen und ihre Ortsgemeinden neu vor die Frage nach ihrem Sendungsauftrag. Ihrem Sendungsbewusstsein. Wie wir diese Frage beantworten, hängt stark damit zusammen, in welchem Bild, in welchem mentalen Modell wir dabei denken.

2 Antworten
  1. Martina Arp

    Hallo Herr Hörsting (oder wer immer den Artikel geschrieben hat; ist leider nicht erkennbar),

    ich finde es nicht hilfreich, wenn Sie kritische Positionen in Bausch und Bogen als nicht von „Kraft, Liebe und Besonnenheit“ geleitet bewerten und als „vermeintlich prophetisch“ und „geistlich naiv“ verurteilen. Damit machen Sie es sich zu leicht und nehmen die Positionen der Geschwister nicht ernst. Sie sind auch aufgefordet, auf andere zu hören. Die Haltung zu den Corona-Maßnahmen spaltet selbst Familien. Wichtiger ist m. E., in den Gemeinden in den Dialog über diese Fragen zu kommen. Es geht hier um Gewissensentscheidungen, die nicht einer für den anderen treffen kann.

    Mit freundlichen Gruessen
    Martina Arp

    1. pixelpastor

      Hallo Frau Arp, den Artikel habe ich geschrieben (in „Christsein Heute“ steht mein Name drunter, auf diesem meinem persönlichen Blog pixelpastor.com sind alle Artikel von mir, die nicht anders gekennzeichnet sind).

      Ich habe keineswegs Kritik an Corona-Maßnahmen grundsätzlich für falsch oder unzulässig erklärt. Das ist ein freies Land, und wenn Sie Ihre Meinung äußern wollen, dann tun sie das, am besten ja, im Dialog, und gerne auch unter Inanspruchnahme des Demonstrationsrechts, solange sie sich an dabei an Schutzauflagen halten.

      Wogegen ich mich im Artikel in 2-3 Sätzen ausdrücklich gewandt habe, sind geistliche Gleichsetzungen (z.B. von Pandemiepolitik mit Christenverfolgung). Alles, was ich in dem Zusammenhang aufgezählt habe, ist mir in den letzten 12 Monaten tatsächlich begegnet, geäußert im Brustton der Überzeugung und ohne jedes Fragezeichen. Und da halte ich es für meine Pflicht – als Christ und erst recht in Leitungsverantwortung – klar zu widersprechen:

      Solche Gleichsetzungen sind geistlich anmaßend, sie verzerren das Bild zentraler christlicher Glaubensinhalte, und sie tragen das Potential zur Verführung in sich.

      Deshalb haben solche Gleichsetzungen mit „Kraft, Liebe und Besonnenheit“ auch nichts zu tun. Wer behauptet, dass Corona eine von geheimen Weltbeherrschern global geplante Pandemie sei, oder dass Jesus die seinen alle vor dem Virus schützen würde, auf den muss ich keineswegs hören, und diese Positionen muss ich auch nicht inhaltlich ernst nehmen. Ich benenne sie als das, wofür ich sie halte: Psychologisch verständliche Übersprungshandlungen angesichts einer beängstigenden, unüberschaubaren Krisenlage.

      Die Gemeinde Jesu hat mit solchen Gleichsetzungen nichts zu gewinnen. Aber einiges zu verlieren. Denn unsere Sendung in diese Welt ist eine andere – und um diese Sendung ging es in allen anderen Sätzen in meinem Artikel.

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