Furcht und Gier

„Es gibt zwei Motoren für die Börse“, hat mir mal jemand beigebracht, „Gier und Furcht“. Es scheint, als hätten wir die Jahre der Gier hinter uns, wir alle. Und nun kommt die Furcht. Ich wünsche uns allen nicht, dass es Jahre werden.
Es dürfte nicht mangelnde Intelligenz gewesen zu sein, die die aktuelle Krise heraufbeschworen hat: In den Führungsetagen der internationalen Investment-Banken arbeiten sicher im Schnitt klügere Köpfe und fähigere Manager als in der örtlichen Sparkasse.
Aber Intelligenz scheint nicht das gleiche zu sein wie Weisheit. Intelligenz findet die besten Lösungen für eigene Ziele, erlaubt die Maximierung des eigenen Potentials, gewinnt den Wettbewerb mit den anderen klugen Köpfen der gleichen Szene.
Weisheit weiß um die größeren Zusammenhänge des Lebens. Dass es mehr geben muss als „Gier und Furcht“. Dass es einen gibt, vor dem ich mein Handeln letztlich verantworten muss, auch wenn alles legal zugeht – und der sitzt nicht im Aufsichtsrat. Weisheit weiß um die eigene Vergänglichkeit und Beschränktheit und dass man selbst nicht der Nabel der Welt ist.
„Jede Krise ist eine Chance“, sagt man. Oder: „Aus Schaden wird man klug“. Ich hoffe, wir werden nicht nur klüger in diesen Wochen. Sondern auch ein bisschen weiser.