Post vom Kap 20 – Zukunft Afrika

Jeden Abend wird beim Lausanne-Kongress eine „Region“ (eigentlich ein ganzer Kontinent) in den Mittelpunkt gerückt – mit Beispielprojekten, persönlichen Berichtenvon Menschen aus den dazugehörigen Kulturen, mit Gebet an den Tischgruppen für die speziellen Herausforderungen der Region in Sachen Evangelisation.
Heute war die Gastgeberregion Afrika dran. Sehr lebhafte afrikanische Anbetung. 4200 Kongressteilnehmer tanzen dazu oder versuchen es. Ich denke, Europäer haben nicht nur weniger Rhythmusgefühl als Afrikaner, sondern manche Muskeln gar nicht. bei uns sieht es immer aus, als würden Marionetten versuchen, Schwanensee zu tanzen. Aber der gute Wille zählt… Ein afrikanischer Teilnehmer tanzt mit einer Vuvuzela in der einen und seinem Handy in der Hand durch den Saal. Auch das ist Afrika.
Sympatische Begrüßung durch einen hochrangigen afrikanischen Vertreter: „We are Africans. we don’t have watches, but we have time.“
Der Abend hat einige meiner Vorstellungen von Mission und der Situation der Gemeinde Jesu in Afrika durchaus herausgefordert. Zum Beispiel durch ein Statement wie dieses:
„We dont have much technology and we dont have much money. but in the last years, the church in Africa as grown by 3000%, must of it by indigenous evangelisation and not by foreign missionaries. That is way more important to us than having technology or money!“
Der für mich berührendste Moment kam, als die Afrikaner alle westlichen Delegierten aufstehen ließen und sich mit lautem Beifall bei ihnen stellvertretend für alle westlichen Missionare bedankten, die über Jahrhunderte große persönliche Opfer auf sich genommen hätten, um das Evangelium in Afrika auszubreiten.
Wie viele andere westliche Teilnehmer habe ich auch zuerst gezögert aufzustehen. Ist bei dieser Mission nicht auch viel Unrecht geschehen? War sie nicht untrennbar mit europäischem Kolonialismus verbunden? Haben wir Afrika nicht auch eine fremde europäische Kultur übergestülpt?
Die Afrikaner sind sich dessen natürlich bewusst, zum Teil auch schmerzlich bewusst. Und doch haben sie sich entschlossen, nicht an Bitterkeit festzuhalten, sondern sich für Dankbarkeit entschieden. Eine demütige Geste, wie ich finde. Und eine Geste, die irgendwie sehr zum Leib Jesu passt.
Aber die Afrikaner schauen nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch fröhlich und selbstbewusst in die Zukunft. Für sie ist die Zeit gekommen, in der sich die Missionsrichtung umdreht. Die afrikanische Kirche wird in den nächsten Jahren mehr Missionare in andere Länder aussenden, als Missionare nach Afrika kommen werden:
„Africa has moved from a mission-receiving continent in 1910 to a mission-sending continent in 2010.“
Und diese afrikanische Kirche ist nicht nur laut, fröhlich und selbstbewusst – sie ist auch sehr jung: Das Durchschnittsalter in Afrika beträgt 9,5 Jahre.
Die übrige Welt sollte sich schon mal anschnallen.

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