Was glaubt Deutschland?

Interessantes Referat von Dr. Martin Rieger von der Bertelsmann-Stiftung über das Projekt Religionsmonitor – eine wissenschaftliche Erhebung in Deutschland (und anderen Ländern) über die Religiosität der Bevölkerung. Einige Fakten haben mich sehr überrascht, z.B.:

  • 52% aller Menschen in Deutschland sind nach ihrer Selbstwahrnehmung, Denken oder Lebenspraxis „religiös“, weitere 18% „hochreligiös“
  • In Westdeutschland glauben die Leute viel, aber es interessiert sie intellektuell eher wenig. In Ostdeutschland ist es umgekehrt.
  • Menschen die „hochreligiös“ sind, legen überdurchschnittlich viel Wert auf Pluralismus und Toleranz (!)
  • Deutschland wird zunehmend religiös, vor allem durch Migration und weil „Hochreligiöse“ überdurchschnittlich viele Kinder haben
  • Der Anteil von Menschen, die angeben religiös erzogen worden zu sein, ist deutlich höher als der Anteil, der sich selbst als „religiös“ einordnet. Haben wir in Deutschland in Schulen und Kirchen ein Bildungsproblem?
  • Im internationalen Vergleich muss die These als widerlegt gelten, dass Wohlstand automatisch zu Säkularisierung führt. Wer mehr Geld hat, hat nicht automatisch weniger Gott – was sich nicht nur in den USA zeigt, sondern z.B. auch in der Schweiz, Südkorea oder Australien.

Die „gefühlte“ Präsenz von atheistischen Strömungen in unserer Gesellschaft gibt also keineswegs die Überzeugungen der großen Mehrheit in Deutschland wieder, sondern ist das mediale Produkt einer relativ kleinen Schar von Aktivisten. Sie mögen auf Bussen plakatieren „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott“ – die Menschen in den Bussen sehen das mehrheitlich ganz anders.

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