Fischer ohne Fang

An Weihnachten feiern wir, dass Gott in Jesus Mensch wurde. „Gott in unserer Haut“, wie Jürgen Werth es formuliert hat. Und dann lädt dieser Jesus Menschen ein, seine Freunde zu werden, seine Nachfolger – und zwar ganz absichtsvoll: „Folgt mir nach, ich will Euch  … machen“ (Matthäus 4,19).
Wozu will Jesus seine Leute machen? Was will Jesus aus seinen Leuten machen? Auf den ersten Blick könnten einem da viele sinnvolle Dinge einfallen:

• Ich will euch heilig und fehlerfrei machen.
• Ich will euch reich, gesund und glücklich machen.
• Ich will euch unbesiegbar in Diskussionen über Glaubensfragen machen.

Nichts davon kündigt Jesus nicht an. Es ist etwas anderes, zu dem Jesus seine Leute machen will:

Folgt mir nach, ich will Euch zu Menschenfischern machen.

Ein Haufen ungebildeter Fischer aus der Provinz einer römischen Provinz am Rande des römischen Imperiums, im theologischen Ausbildungssystem der Gesellschaft durchgefallen, untereinander streitend, um das eigene Ansehen besorgt… diese Leute will Jesus damit beauftragen, andere einzuladen Freunde von Jesus zu werden. Nachfolger.
Anscheinend hält er das für möglich, was bei Menschen eigentlich unmöglich ist. So seltsam dieser Gedanke auch scheint – er ist Gott, er muss es besser wissen als wir.
Der berühmte Prediger Charles Haddon Spurgeon, einer der wortgewaltigsten Prediger der letzten 2000 Jahre, spitzt diesen Gedanken noch weiter zu (Sermon Notes #95, III) :

He is no fisher who never catches anything.

Zu Deutsch:

Wer nie etwas fängt, ist kein Fischer.

Wenn Jesus seine Leute zu „Menschenfischern“ macht, die aber nie andere durch Leben, Tat oder Wort einladen zu ihm – was sind sie dann?