Wie du als Führungskraft cool bleibst

Hand auf’s Herz: Wie oft erzählst du zu Hause, wer dich im Büro / in der Gemeinde / im Verein genervt hat? Wen kennst du in deinem Umfeld, die irgendwie immer wieder die richtigen Knöpfe bei dir finden, um dich in Rage zu bringen? Wie oft lässt dich unterschwellige Kritik, gegen die du dich nicht zur Wehr setzen kannst, völlig kalt?

Die Chance ist hoch, dass deine Antwort nicht „null“ ist. An keinem Tag deines Lebens (außer vielleicht, wenn du im Urlaub oder in Rente bist). Besonders, wenn du in Leitungsverantwortung stehst.

Da geht’s Christinnen und Christen nicht anders als allen anderen auch. Aber sie haben eine Ressource, die ihnen helfen kann, in solchen Fällen cool zu bleiben. Wenn sie denn eingeübt haben, diese Ressource zu nutzen. Ganz ehrlich: Ich bin noch am Üben. Aber ich teile gerne mit dir, was ich dazu bei Paulus – seines Zeichens exponierter und viel kritisierter Gründer und Leiter einiger früher christlicher Gemeinden – gefunden habe.

Im 1. Korintherbrief Kapitel 4 schreibt Paulus seinen Fans und Kritikern folgendes ins Stammbuch:

Nun wisst ihr auch, wie ihr von uns denken müsst: Diener Christi sind wir, denen die Verkündigung der Geheimnisse anvertraut ist, die Gott uns enthüllt hat. Und was erwartet man von jemand, dem eine Aufgabe anvertraut ist? Man erwartet, dass er sie zuverlässig ausführt.

Allerdings hat es für mich keinerlei Bedeutung, welches Urteil ihr über mich fällt oder ob sonst irgendeine menschliche Instanz über mich zu Gericht sitzt. Nicht einmal ich selbst maße mir ein Urteil über mich an. Ich wüsste zwar nicht, dass ich mir etwas hätte zuschulden kommen lassen, aber damit bin ich noch nicht gerechtfertigt.

Entscheidend ist das Urteil, das der Herr über mich spricht. Urteilt also nicht vorschnell, sondern wartet, bis der Herr kommt. Er wird alles Verborgene ans Licht bringen, alles, was jetzt noch im Dunkeln liegt, und wird die geheimsten Gedanken der Menschen aufdecken. Dann wird jeder von Gott die Anerkennung bekommen, die er verdient.

Ich nehme daraus fünf Erkenntnisse für mich mit:

  1. Als Christ bin ich in Leitungsverantwortung in letzter Konsequenz ein Diener von Christus. Er ist letztlich der Auftraggeber. Deshalb ist zuallererst Christus der, dem ich Aufmerksamkeit und Treue schuldig bin.
  2. Über meine Person, meine Leistung oder meinen Glauben haben Kritiker nicht zu befinden. Sie können es versuchen (und das werden sie auch), aber sie sind nicht die, vor denen ich mich am Ende zu verantworten habe.
  3. Auch ich selbst kann mich  nicht endgültig einschätzen. Meine Ansprüche, Motive und Erwartungen unterliegen immer der Möglichkeit von Selbsttäuschung, Selbstausbeutung oder Selbstrechtfertigung. In beide Richtungen. Klar – ich will nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Aber selbst das hat nicht das letzte Wort, denn…
  4. …das letzte Wort spricht Christus. Ganz am Ende. Er sieht, was niemand sieht – nicht einmal ich selbst.
  5. Und so wie ich Christus kenne, wird er in Gnade urteilen. Denn dass er grundsätzlich für mich ist, das hat er längst am Kreuz bewiesen.

Wenn ich diese fünf Punkte zusammen nehme, und einübe, jeden Tag ein bisschen mehr – dann ist Leben in Verantwortung kein Leben unter einem göttlichen Damoklesschwert, sondern in der Freiheit, am Ende nur der höchsten und gnädigsten Instanz des Universums gegenüber verantwortlich zu sein. Dann kann ich auch als Führungskraft cool bleiben.

Und die nächste nervige E-Mail vielleicht als Trainingsgerät benutzen…

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