Ein Blick, der alles verändert

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Manchmal lasse ich mir Mut und Zuversicht von Dingen nehmen, die eigentlich „klein“ sind. Unschöne Umstände oder schwierige Menschen machen mir langsam aber beharrlich das Leben schwer, so dass Mut und Zuversicht aus meinem Herzen entweichen wie die Luft aus einem Fahrradschlauch, nachdem ich über eine Glasscherbe gefahren bin. 

In so einer Situation waren auch viele Christinnen und Christen im ersten und zweiten Jahrhundert. Die Entmutigung, mit der sie damals zu kämpfen hatten, hatte nichts mit Krankheit oder Unfall zu tun, sondern mit Anfeindungen wegen ihres Glaubens an Jesus. Immer wieder wurden sie auf viele Arten zur Zielscheibe – von der Ausgrenzung durch ihre Nachbarn bis hin zu gewalttägigen Übergriffen, willkürlichen Verhaftungen und der Todesstrafe.  

Ob unterschwellige Anfeindung oder offene Bedrohung – beides raubte den Christinnen und Christen damals die Zuversicht. Ich glaube, das wäre mir nicht anders gegangen. Woher sollten sie in dieser Situation neuen Mut nehmen für ihr Leben und ihren Glauben?  

Darauf antwortet ein Brief, den ihnen damals jemand geschrieben hat, und der uns heute im Neuen Testament überliefert ist. Wir wissen nicht sicher, wer diesen „Hebräerbrief“ damals verfasst hat, aber ich finde darin Perspektiven, die mir auch bei Entmutigungen helfen, mit denen ich heute zu kämpfen habe. 

Der Autor des Hebräerbriefs ermutigt die damaligen Jesusnachfolger, einen Blickwechsel vorzunehmen. Weg von Anfeindungen und Bedrohungen, die ihnen das Leben schwer machen, und hin auf die Person von Jesus. Wörtlich heißt es Hebräer 12, 3: 

Wenn ihr also in der Gefahr steht, müde zu werden, dann denkt an Jesus! Wie sehr wurde er von sündigen Menschen angefeindet, und wie geduldig hat er alles ertragen! Wenn ihr euch das vor Augen haltet, werdet ihr nicht den Mut verlieren.

Der Autor erinnert seine Leserinnen und Leser: Als Christen folgt ihr einem Christus, der das gleiche erlebt hat, was ihr auch erlebt. So wie ihr musste sich auch Jesus immer wieder mit Widerspruch und Anfeindung auseinandersetzen. Als Sohn Gottes hätte er mit Leichtigkeit zurückschlagen und seine Gegner vernichten können. Oder er hätte seine Mission, den Menschen aus Liebe Gottes zu retten, aufgeben und zurück in die bequeme Herrlichkeit des Himmel fliehen können.  

 Aber – so führt es der Hebräerbrief weiter aus – das hat Jesus nicht getan. Vielmehr hat er Anfeindung und Widerspruch geduldig ertragen. Und das hat er für euch getan. Damit ihr an ihm sehen könnt, wie weit euch Gott in seiner Liebe entgegenkommt. Wie viel Gott für seine Liebe zu euch auf sich nimmt. Wie stark die Liebe zu anderen Menschen sein kann, die Jesus in euch verankern will, wenn ihr ihm treu bleibt und weiter nachfolgt.  

 „Wenn ihr euch das vor Augen haltet, werdet ihr nicht den Mut verlieren“ – ich glaube, dieses Versprechen aus dem Hebräerbriefs gilt auch heute. Gilt auch für mich. Gilt auch für die vielen, vergleichsweise kleinen Dinge in meinem Leben, die mir heute Mut und Zuversicht nehmen.  

Ich glaube, dieser Blickwechsel tut mir und dir auch heute gut: Ein bewusster Blick auf diesen Jesus, der für mich und für dich alles gegeben und um unseretwillen so viel ausgehalten hat.  

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