Corona und das Licht der Welt

0

Corona, Corona, Corona… über ein Jahr Pandemie liegt hinter uns, und noch ist das Ende nicht wirklich absehbar. Die Krise und ihre Begleitmusik haben in unserer Gesellschaft an Grenzen geführt. Einzelne Betroffene genauso wie viele Firmen und bislang perfekt eingespielte Mechanismen in Politik, Verwaltung oder Medien.

Christinnen und Christen und ihre Ortsgemeinden waren und sind mittendrin in der Krise. Landes- und Freikirchen haben hierzulande genauso mit der Balance aus Pandemie-Bekämpfung und Aufrechterhaltung ihres „Betriebs“ gerungen wie Firmen und andere Organisationen – in den allermeisten Fällen absolut verantwortungsbewusst. Viele Gemeinden hatten mit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 zunächst einen Sendeausfall. Kein Wunder, denn je stärker der sonntägliche Gottesdienst Kernstück der Gemeindearbeit und Ankerpunkt der persönlichen Glaubenspraxis darstellt, umso gravierender ist die Leerstelle, wenn er vorübergehend nicht mehr stattfinden kann.

Im bisherigen Krisenverlauf haben sich so gut wie alle christlichen Gemeinden immer wieder mit Sendestörungen beschäftigen müssen: Was man bisher als selbstverständlichen, eingeübten äußeren Ausdruck der eigenen geistlichen Sendung angesehen hatte, war auf einmal nicht mehr in der gewohnten Form möglich. Vieles, was bisher reibungslos lief, wurde plötzlich problematisch. Und vieles, was bisher schon immer problematisch war, lief auf einmal gar nicht mehr. Vielen Verantwortungsträgern in Gemeindeleitungen ist auch schnell klar geworden: Corona fordert nicht nur unsere Gottesdienstorganisation heraus, sondern stellt uns vor viel grundsätzlichere Fragen:

  • Wenn wir nicht mehr alles aufrechterhalten können – welche Prioritäten wollen wir als Gemeinde setzen?
  • Wie verändert sich das Selbstverständnis von Pastoren und Pastorinnen, wenn sie nicht mehr „nahe bei den Menschen“ sein können?
  • Wie halten wir „die Herde zusammen“, wenn viele nur noch online von der Couch aus am Gottesdienst teilnehmen – und mit einem Klick zur Konkurrenz wechseln oder sich ganz vom sonntäglichen Gottesdienst entwöhnen können?
  • Wie geht diakonisches Engagement bei gleichzeitigem social distancing?

Angesichts dieser plötzlichen Fülle an strategischen Fragen und praktischen Komplikationen haben manche Gemeinden entschieden, sich aus der Sendestörung in eine Sendepause zu begeben. Zu aufwändig die Lösungen, zu erschöpft die Mitarbeiter, zu wenig digital ansprechbar die Mitglieder. Ich glaube, ich kann das verstehen – und ich fürchte, für eine Reihe von Gemeinden oder Arbeitszweigen in Gemeinden wird die Corona-Pandemie am Ende nicht nur Sendepause bedeuten, sondern Sendeschluss.

2 Antworten
  1. Martina Arp

    Hallo Herr Hörsting (oder wer immer den Artikel geschrieben hat; ist leider nicht erkennbar),

    ich finde es nicht hilfreich, wenn Sie kritische Positionen in Bausch und Bogen als nicht von „Kraft, Liebe und Besonnenheit“ geleitet bewerten und als „vermeintlich prophetisch“ und „geistlich naiv“ verurteilen. Damit machen Sie es sich zu leicht und nehmen die Positionen der Geschwister nicht ernst. Sie sind auch aufgefordet, auf andere zu hören. Die Haltung zu den Corona-Maßnahmen spaltet selbst Familien. Wichtiger ist m. E., in den Gemeinden in den Dialog über diese Fragen zu kommen. Es geht hier um Gewissensentscheidungen, die nicht einer für den anderen treffen kann.

    Mit freundlichen Gruessen
    Martina Arp

    1. pixelpastor

      Hallo Frau Arp, den Artikel habe ich geschrieben (in „Christsein Heute“ steht mein Name drunter, auf diesem meinem persönlichen Blog pixelpastor.com sind alle Artikel von mir, die nicht anders gekennzeichnet sind).

      Ich habe keineswegs Kritik an Corona-Maßnahmen grundsätzlich für falsch oder unzulässig erklärt. Das ist ein freies Land, und wenn Sie Ihre Meinung äußern wollen, dann tun sie das, am besten ja, im Dialog, und gerne auch unter Inanspruchnahme des Demonstrationsrechts, solange sie sich an dabei an Schutzauflagen halten.

      Wogegen ich mich im Artikel in 2-3 Sätzen ausdrücklich gewandt habe, sind geistliche Gleichsetzungen (z.B. von Pandemiepolitik mit Christenverfolgung). Alles, was ich in dem Zusammenhang aufgezählt habe, ist mir in den letzten 12 Monaten tatsächlich begegnet, geäußert im Brustton der Überzeugung und ohne jedes Fragezeichen. Und da halte ich es für meine Pflicht – als Christ und erst recht in Leitungsverantwortung – klar zu widersprechen:

      Solche Gleichsetzungen sind geistlich anmaßend, sie verzerren das Bild zentraler christlicher Glaubensinhalte, und sie tragen das Potential zur Verführung in sich.

      Deshalb haben solche Gleichsetzungen mit „Kraft, Liebe und Besonnenheit“ auch nichts zu tun. Wer behauptet, dass Corona eine von geheimen Weltbeherrschern global geplante Pandemie sei, oder dass Jesus die seinen alle vor dem Virus schützen würde, auf den muss ich keineswegs hören, und diese Positionen muss ich auch nicht inhaltlich ernst nehmen. Ich benenne sie als das, wofür ich sie halte: Psychologisch verständliche Übersprungshandlungen angesichts einer beängstigenden, unüberschaubaren Krisenlage.

      Die Gemeinde Jesu hat mit solchen Gleichsetzungen nichts zu gewinnen. Aber einiges zu verlieren. Denn unsere Sendung in diese Welt ist eine andere – und um diese Sendung ging es in allen anderen Sätzen in meinem Artikel.

Schreibe einen Kommentar