Ich kann mich noch gut an die verschneiten Wintertage meiner Kinderzeit erinnern: Den ganzen Nachmittag lang habe ich mit der Clique auf dem Schlittenhang verbracht. Ob Schlitten, Plastik-Bob oder Traktorreifen – wir sind auf allem talwärts gerutscht, was rutschen konnte. Dabei war es unvermeidlich, unterwegs auch mal vom Gefährt zu fallen oder mit anderen zusammenzustoßen. Deshalb versuchte man, sich Raum für die Fahrt zu schaffen, indem man aus voller Kehle „Bahn frei!“ rief, bevor man sich den Abhang hinunter stürzte.
Heute wünsche ich mir manchmal nicht nur den echten Winter zurück, sondern auch dieses „Bahn frei!“. Wünsche mir, dass sich vor mir ein Weg öffnet, auf dem ich nicht fallen oder mit anderen zusammenstoßen kann. Aber so ist das Leben nicht, ich weiß.
David wusste das auch, der aus dem Alten Testament. Er kannte Elend und Not und hatte Feinde, die ihm wesentlich gefährlicher werden konnten, als ihn im Schnee vom Schlitten zu schubsen.
In Psalm 31, 9 betet David zu Gott:
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Was mich an diesem Gebet beeindruckt: David ist sich sicher, dass Gott sein Elend sieht und seine innere Not kennt und ihn vor seinen Feinden schützen wird. So sicher, dass er Gott hinter sich weiß.
Ja, Gott erspart mir heute das Risiko des Lebens so wenig wie David damals. Aber wie bei David schafft er auch vor mir einen weiten Raum. So als stehe ich wieder oben auf dem Schlittenhang, und Gott selbst schiebt mich an, gibt mir Richtung und brüllt mir hinterher, damit alle es hören können: „Bahn frei!“.